Perspektivwechsel

Perspektivwechsel
Perspektivwechsel

Diese Woche im Coaching und letzte Woche im Seminar hatten meine Klienten mal wieder unterschiedliche innere und äußere Konflikte. Perspektivwechsel einzusetzen, ist nach meiner Erfahrung bei nahezu allen Konflikten ein probater Weg, um durch neue Sichtweisen den Knoten aufzulösen. Im NLP gibt es ein recht simples, aber extrem praktisches, schnell wirksames und vielseitig einsetzbares Format dafür: die drei Positionen, eine Einladung zum Perspektivwechsel, die nach meiner Erfahrung immer neue Erkenntnisse und einen spürbaren Wechsel im Erleben bringt.

Drei Positionen

Angenommen, du hast mit einen Konflikt, zum Beispiel mit deinem Partner, deinem Kind, deiner Kollegin. Dann hast du drei Möglichkeiten, diese Situation anzuschauen.

  1. aus deiner eigenen Position

Du bist ganz assoziiert mit deinem eigenen Erleben. Du bleibst ganz bei dir, in deiner Haut und siehst die Welt aus deinen Augen. Aus deinem Erleben und aus deiner Sicht heraus argumentierst du, oft verbunden mit der Wahrnehmung: Du hast Recht, der andere ist daneben.

  1. aus der Sicht des anderen

Du versetzt dich in die Lage des anderen und fühlst dich in ihn hinein. Du überlegst dir, wie es ihm wohl geht, was ihn wohl bewegt und wie er diese Situation vermutlich sieht.

  1. die Beobachterposition, die Metaposition

Du betrachtest euch beide quasi von außen, wie ein neutraler Beobachter. Von hier aus kannst du analysieren, was die Beteiligten bewegt und was sie wohl jeweils brauchen.

Die verschiedenen Qualitäten der Positionen

Keine dieser Positionen ist für sich genommen gut oder schlecht. Jede Position hat ihre Vor- und ihre Nachteile und ist in bestimmten Situationen nützlich und angemessen, in anderen weniger. Menschen, die sehr assoziiert leben und ganz stark aus ihrer Sicht die Welt betrachten, leben sicher sehr intensiv. Sie sind aber meist nicht sonderlich verständnisvoll, sondern verharren in ihrer eigenen subjektiven Sichtweise. Menschen, die sehr häufig in der zweiten Position sind und immer schön mit anderen mitschwingen, denen fällt es schwer, sich abzugrenzen, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen und eine eigene Position zu beziehen. Und Menschen, die fast immer in der Beobachterposition sind, stehen oft nicht so richtig im Leben, schauen eben immer nur zu.

Im Seminar hatte die Teilnehmerin sich sehr über das unprofessionelle Verhalten einer angehenden Kollegin geärgert. Ich habe sie dann eingeladen, die gesamte Situation aus allen drei Perspektiven zu erleben. Also nicht einfach nur zu erzählen, wie es war, sondern tatsächlich nachzustellen.

Mehr als nur darüber reden

Da zu jedem Erleben eine ganz bestimmte Körperhaltung gehört, bringt das körperliche Nachstellen tief empfundene Erkenntnisse, die beim bloßen Darüberreden niemals entstünden. Zunächst hatte die Teilnehmerin vermutet, dass die neue Kollegin von sich überzeugt sei. Als sie jedoch deren Haltung in der nachgestellten Situation einnahm, spürte sie deutlich, dass die junge Frau sich danach sehnte, angenommen und akzeptiert zu werden und dass ihr ungeschicktes Verhalten einer um Liebe bettelnden Haltung entsprang.

Damit war zwar das Verhalten nach wie vor nicht zielführend, aber die Bewertung der erfahrenen Kollegin veränderte sich und damit erschlossen sich ihr ganz neue Verhaltensweisen im Umgang mit den wahrgenommenen Schwächen.

Ressourcen erleben

Aus der Beobachterposition heraus, hat die Teilnehmerin, nachdem sie sich in beide Beteiligten eingefühlt hatte, dann mit meiner Unterstützung die ressourcevollen Gefühle gesucht, die sie in der Situation gebraucht hätte. In ihrem Fall war das ganz viel Gelassenheit und Zuversicht. Sie hat dann ausprobiert, wie sich ihr Erleben ändert, wenn sie wieder in ihre eigene Position schlüpft und dieses Erleben für sich für zukünftige ähnliche Situationen abgespeichert (im Fachjargon: geankert).

Ich habe sie auch die Ressourcen für die andere Person finden und deren Position mit den Ressourcen erleben lassen. Natürlich kann ich nicht per Fernübertragung andere verändern, aber die Erkenntnis daraus ist nichtsdestotrotz immer gewinnbringend.

Auch Abwesende sind wertvolle Indikatoren

Die Situation im Coaching war etwas anders, weil der Beteiligte – in dem Fall der Ehemann – gar nicht anwesend war in der Situation, die die Klientin auswählte. Trotzdem tauchte er als Mahner in der Vorstellung auf und war damit Indikator dafür, dass ihr Ressourcen fehlten. Hier haben wir bei ihr so lange Ressourcen hinzugefügt, bis sich ein wohltuend autarkes, für die Klientin stimmiges Gefühl einstellte, so dass sich der Ehemann als Mahner erübrigte (als Mahner, nicht der Ehemann als solches!).

Das klingt jetzt vielleicht ein wenig abstrakt. Probier den Perspektivwechsel einfach mal aus. Über wen hast du dich in letzter Zeit geärgert? Wann hast du eine Situation mit jemandem erlebt, die nicht sonderlich gut gelaufen ist? Erinnere dich an die Details. Versetz dich in die körperliche Haltung der Beteiligten. Nimm wahr, was beide spüren. Betrachte die ganze Situation von außen und nimm wahr, was beiden fehlt. Geh mit den Ressourcen in beide Positionen, solange bis es sich stimmig anfühlt. Am meisten hast du von der Übung, wenn du an jemanden denkst, mit dem du diese oder ähnliche Situationen öfter hast.

 Die Autorin: Ingrid Huttary, Coach für Selbstwirksamkeit und Lebensfreudeingrid-rund
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