Die Heldin in mir war auf Reisen

Reiterin als Bild zur Heldenreise
Mein ganz persönlicher Erfahrungsbericht zu meiner Heldenreise

„Das war das beste Seminar das ich je besucht habe.“ „Das war die beste Woche meines Lebens.“ So hatten es die beiden Quellen, die mich dazu inspiriert hatten, diese Heldenreise zu buchen, beschrieben. Im Laufe der Woche kamen mir immer mal wieder arge Zweifel, ob das wohl auch mein Fazit sein würde. Noch nie habe ich so sehr die Weisheit des Satzes von Oscar Wilde gespürt: „Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“

Die Choreografie des Abenteuers

In der Seminarbeschreibung heißt es: „Die Heldenreise in dieser Form ist eine einzigartige Kombination aus verschiedenen Formen moderner Selbsterfahrung.“ Dabei orientiert sie sich an der immer gleichen Geschichte, die den großen Märchen, Mythen und Sagen zugrunde liegt: der Held erhält einen Ruf, folgt diesem, begegnet dem Dämon, es kommt zur Konfrontation, es gilt eine höchste Aufgabe zu bestehen, um dann am Ende die Belohnung für all die Mühen zu erhalten.

Auf Tuchfühlung mit dem Dämon des Widerstands

Das klingt jetzt sehr mythisch und tatsächlich nutzt das Seminar unterschiedlichste archaische Motive und Rituale. Immer wieder geht es darum, dem „Dämon des eigenen Widerstands“ zu begegnen. Und mit diesem Widerstand war ich immer und immer wieder auf Tuchfühlung. Aus gutem Grund lautet eine zentrale Regel, die wir am Anfang vereinbarten: Wir bleiben bis zum Schluss. Keiner reist ab, ohne vorherige Rücksprache. Wir sind alle geblieben – und reich belohnt worden.

Die Belohnung

Wir haben gelacht und geweint, haben getanzt und waren ganz still, haben gekämpft und gefeiert. Und so ist keiner der Teilnehmer aus diesem Seminar rausgegangen, ohne für sich einen großen Schritt gemacht zu haben – hin zu mehr Liebe, zu mehr Lebendigkeit, zu mehr Klarheit, zu mehr Weichheit, zu mehr tief empfundener Versöhnung, zum „Ja“ zum Leben – je nachdem, was gerade dran war. Denn jeder hier hatte sich auf seine ganz eigene Weise mit der Kluft zwischen Sehnsucht und Widerstand auseinandergesetzt.

Auf meiner vierstündigen Rückfahrt vom Seminarort fühlte ich mich deshalb sehr beschwingt und gelöst. Ich hörte eine CD mit französischen Chansons (und ich verstehe die Texte) und war immer wieder voller Mitgefühl für die von Herzschmerz singenden Chansonniers. Ich schwebte in anderen Sphären.

Die Rückkehr der Heldin

Nach den intensiven Tagen, in denen alle Beteiligten ständig fokussiert waren auf die eigene Wahrnehmung, auf das „was jetzt im Moment ist“, auf Wahrhaftigkeit statt Wahrheit, stand die nächste große Prüfung jedoch erst noch bevor: die Rückkehr in den Alltag, die Wiederbegegnung mit Menschen, die nicht eine Woche im Ausnahmezustand gewesen waren. Ich merkte, dass ich nach einer Woche Berg- und Talfahrt, in der es andauernd um das Spüren und Zulassen der eigenen Gefühle ging, recht dünnhäutig war. Mein Zugang zu intensiver Freude, aber eben auch mein Zugang zu Traurigkeit war unmittelbarer geworden.

In der Beschreibung zum Seminar lautet die letzte Station: „Der Heros vereint Alltagsleben mit dem gefundenen Wissen und lässt somit die Gesellschaft an seiner Entdeckung teilhaben.“ Der einfache Teil daran ist für mich, dass ich im Laufe der Woche für mich das Vertrauen gestärkt habe, dass ich mit diesem Blog hier auf dem für mich gerade genau richtigen Weg bin. Offen bleibt noch die Frage, wie genau ich die neu gewonnene Sensitivität und die Lust auf mehr Wahrhaftigkeit und mehr Intensität integriere: das Abenteuer geht weiter.

Überraschungen gehören dazu

Für die eher bodenständigen unter meinen Lesern: falls du jetzt den Eindruck gewonnen hast, dass dieser Artikel wenig konkrete Tipps oder Beschreibungen enthält, dann liegt das daran, dass ich heute Lust dazu hatte, einfach über das zu schreiben „was jetzt im Moment ist“. Und das Wertvolle an den Erfahrungen der letzten Woche besteht für mich auch nicht in dem konkreten einzelnen Schritt oder der konkreten einzelnen Methode, sondern im gefühlten Ergebnis. Das Seminar wurde ursprünglich von Paul Rebillot entwickelt, einem Theaterregisseur. So entstand eine Mischung aus der „immer gleichen (und doch für jeden anders erlebten) Geschichte“ meisterhaft inszeniert und choreografiert, mit unterschiedlichsten Ritualen, Methoden und überraschenden Wendungen. Und allen, die jetzt vielleicht auch Lust bekommen haben, sich auf das Abenteuer dieses Seminars einzulassen, möchte ich keinesfalls die Möglichkeit nehmen, immer wieder überrascht zu werden.

Und sicherlich ist dieser Artikel nicht der letzte, der die Erfahrungen der letzten Woche aufgreift. Noch arbeitet es in mir, wie ich einzelne Elemente so aufbereite, dass du hier davon profitieren kannst.

Mehr Infos zur Heldenreise.

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9 Comments

  1. Manuela Komorek 04/05/2016at6:24

    Liebe Ingrid, das ist so schön und ich freue mich für dich, dass die Reise dich so reich beschenkt hat. Hoffentlich kannst du ganz oft und ganz lange in diesem verbundenen Zustand sein. Dieser Zustand lässt sich im Alltag natürlich nicht immer aufrecht halten, muss er auch nicht. Aber das Geschenk bleibt für immer in dir. Liebe Grüße – Manuela

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  2. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 04/05/2016at6:27

    Liebe Manuela, vielen Dank. Und ja, so sehe und spüre ich das auch. Der aktuelle Zustand verändert sich natürlich ständig, aber die Erfahrung der Verbundenheit bleibt und wirkt nach.

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  3. martina reuter 04/05/2016at6:47

    Liebe Ingrid,
    toll, dass du dich getraut hast auf die Suche zu gehen und dich auf dieses Abenteuer einzulassen. Klingt wirklich spannend und heldenmäßig. Alles Liebe und bis bald.

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    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 04/05/2016at6:49

      Liebe Martina, vielen Dank. Ja, auch wenn ich mich oft nicht gerade wie eine Heldin gefühlt habe, war es echt heldenmäßig. Liebe Grüße

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    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 04/05/2016at8:17

      Danke. Ich bin selbst gespannt. “Es” arbeitet noch. 😉

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  4. mail@ander-seits.de 05/05/2016at7:46

    Liebe Ingrid, schön dass Du eine so tolle Reise erlebt und durchgehalten hast und so reich beschenkt wurdest. Ich bin gespannt, was da noch “arbeitet” und was “am Ende” hinten rauspurzelt. Bzw. vielleicht geht es gar nicht um das Ende bzw. ist es nie zu Ende, sondern um das was gerade ist und sein kann. Deshalb, “Welcome back, Heldin” und gutes Gelingen! – Liebe Grüße, Andreas

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    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 05/05/2016at7:55

      Lieber Andreas, ich denke auch, es geht nicht um “Ende”. Aktuell fasziniert mich mehr denn je die Arbeit mit Widerständen. Und das hat auch viel mit Dranbleiben zu tun. Liebe Grüße Ingrid

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  5. Pingback:Atem ist Leben - geschafft

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