Find (d)ein Ding und zieh es durch!
Barbara Sher hat ein Buch veröffentlichet, mit dem wie ich finde äußerst treffenden Titel: Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will. Vor einiger Zeit habe ich schon mal über die vielen Seelen ach in meiner Brust geschrieben und diese Woche ist mir das Thema Vielbegabung allenthalben begegnet. Ich bin ja kein Fan von Schubladen, aber bisweilen helfen Begriffe halt dabei, etwas zu begreifen. Indem ich einem Phänomen einen Namen gebe. Und manchmal helfen solche Zuordnungen auch, darauf zu stoßen, dass ich mit dieser Art zu Sein bei Weitem nicht allein bin.
Von Vielbegabten und Scannern
Bei Barbara Sher heißen die Vielbegabten Scanner. Gemeint sind Menschen, die nicht eine spezielle Begabung haben, sondern viele Interessen. Oft geht mit diesen vielen Interessen die Angst einher, dass ich ganz viel verpasse, wenn ich mich für eine Sache entscheide, die Angst sich zu begrenzen und sich festzulegen. Viele Vielbegabte können sich kurzfristig schnell begeistern, sind jedoch auch schnell wieder gelangweilt.
Ich selbst würde mich eher als „intelligent ohne spezifische Begabung“ bezeichnen. Auf jeden Fall finde ich mich darin wieder, dass ich schnell gelangweilt bin und dann am liebsten wieder etwas Neues anfange. Deswegen beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Dranbleiben – weil es was mit mir zu tun hat.
Die Sehnsucht nach der einen richtigen Chance
Denn, wenn ich jedes Mal, wieder über Bord werfe, was ich bis dahin getan habe, wenn mir etwas Neues, vielleicht ja doch noch Spannenderes ins Auge springt, dann werde ich nie so richtig ankommen und das Risiko, dass ich äußerst selten Erfolge feiere, ist durchaus groß.
Deswegen fand ich die Ausführungen von Gene C. Hayden in ihrem Buch „Bleib dran, wenn dir was wichtig ist“ sehr erhellend: „Viele denken, sie müssten nur die eine richtige Chance ergreifen, um ihr persönliches Utopia zu erreichen. Aber egal wofür wir uns entscheiden. Nichts wird uns in einen fortwährenden Zustand der Glückseligkeit bringen.“
Jeder Weg birgt Höhen und Tiefen
Egal wofür ich mich entscheide, jeder Weg wird seine Höhen und Tiefen mit sich bringen. Und manchmal geht es eben darum, einen einmal eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, auch wenn der erste Anflug von Langeweile kommt oder das erste größere Hindernis dazu einlädt, doch lieber mit etwas anderem von vorn anzufangen.
Dabei geht es nicht darum, mich selbst zu vergewaltigen und nun um jeden Preis irgendwas durchzuziehen. Aber wenn ich aus verschiedenen attraktiv erscheinenden Optionen eine ausgewählt habe, dann macht es glücklicher und zufriedener zu dieser getroffenen Entscheidung zu stehen und erst einmal mit dieser Option bis zum Ziel zu gehen, als auf halbem Wege umzudrehen oder im ewigen Zaudern zu verharren, weil es womöglich doch nicht die allerbeste Wahl war.
Finde die passende Begrenzung
Gerade vor ein paar Tagen habe ich mit einer Frau gesprochen, die das Gefühl hatte, ihr eingeschlagener Weg engt sie ein, sie kann doch noch so viel mehr. Sie hatte jedoch in diesen Weg, in dem Fall eine berufliche Spezialisierung auf eine klar definierte Zielgruppe, bereits erheblich investiert und die attraktiven weiteren Horizonte waren noch recht weit weg. Für sie lag die Lösung in der zeitlichen Begrenzung der aktuellen Spezialisierung, damit sich einerseits die getätigten Investitionen amortisieren und sie ins Geld verdienen kommt, sie sich andererseits aber nicht allzu eingeengt und auf ewig festgelegt fühlt.
Ich denke, so oder ähnlich geht es vielen Vielbegabten. Eine dauerhafte Festlegung auf eine berufliche Spezialisierung, auf einen beruflichen Weg wäre für mich ein Graus. Als mir einmal ein Arbeitgeber – auch noch in einem 9 to 5 Job – in den Arbeitsvertrag schrieb „bis zum 65. Lebensjahr“ (damals war das noch das Rentenalter) hat es mir förmlich die Luft abgeschnürt. Wenig später habe ich gekündigt und es war mein letzter 9 to 5 Job.
Der Dranbleibfaktor auf Zeit
Eine zeitlich begrenzte Festlegung oder die Festlegung darauf, bis zu einem definierten Ziel zu gehen, lässt Spielräume offen und eröffnet zugleich die Chance, Erfolge zu feiern. Quasi der vordefinierte Dranbleibfaktor auf Zeit. Deswegen lautet die Überschrift dieses Artikels: Find (d)ein Ding und zieh es durch. Weil es für Menschen mit vielen verschiedenen Interessen nicht unbedingt darum geht, die eine einzige Berufung zu finden, sondern ein Ding, das attraktiv ist und dieses dann für einen vertretbaren Zeitraum durchzuziehen.
Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance
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Hi Ingrid, kenne ich auch als “Scanner”. Nur mir hats in dem Sinne geholfen, dass das was mich gereizt hat bei einem Thema, also meine Motivation, nur solange bleibt, bis ich das erreicht, was ich wirklich “brauchte”. Mein Lebenslauf geht auch von Gastronomie, Psychologie, Musikerin, Lehrerin, Kauffrau, Musikinstrumente verkauft, NLP und das in Wiesbaden, München und Berlin.
Und es stimmt, ich habe wirklich manchmal Schwierigkeiten mich für eins zu entscheiden. Jetzt hab ich mich z.B. für eine Polizeiausbildung beworben und werde wohl bald eine Ausbildung dort machen.
Liebe Grüße
Liebe Iliane, da gehe ich voll mit – etwas nur so lange zu tun, bis du damit erreicht hast, was du “brauchst”. Manchmal hilft die rein zeitliche Begrenzung erst einmal, sich überhaupt darauf einzulassen. Ist das dahinterliegende Ziel schneller erreicht, super. Dauert es länger – auch gut. Ich nutze die Terminierung ja auch bei Zielen nicht damit ich exakt auf den Punkt ankomme, sondern als Messgröße. Hm, Polizeiausbidung – d.h. öffentlicher Dienst mit ausgeprägter Hierarchie. So wie ich dich bisher erlebt habe – spannende Konstellation.
Liebe Grüße Ingrid
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