Love it – change it – leave it
Von diesem Prinzip hast du sicher schon gehört. Klingt ja auch erst einmal ganz einfach. Behalte bei, was du liebst, ändere, was dir nicht gefällt und alles andere gib auf. Doch wie so oft im Leben ist es halt nicht ganz so einfach.
Change it?
Nicht immer kann ich einfach ändern, was mir gerade nicht gefällt. Letztens im Seminar habe ich mit den Teilnehmerinnen viel darüber gesprochen. Dort gab es eine Chefin, die von einigen nicht wirklich geschätzt wurde und wohl durchaus schon eine gewisse Berühmtheit im Hause erlangt hatte. Und diese Berühmtheit rührte eher nicht daher, dass sie als kompetent und wertschätzend bekannt war oder dass sie ihren Mitarbeitern Rückendeckung gab oder fachlich glänzte.
Eine solche Chefin zu verändern ist oft nicht möglich und es ist ja auch nicht die Aufgabe der Mitarbeiter, die Chefs zu verändern. Auch im Privatleben ist es durchaus oft so, dass wir uns an Verhaltensweisen der lieben Verwandten oder auch der eigenen Kinder, der Ehepartner oder auch lieb gewonnener Freunde reiben. Und uns die Zähne daran ausbeißen, bei dem Versuch etwas zu verändern.
Also leave it?
Wenn Mitarbeiter, die mit ihren Chefs nicht sonderlich glücklich sind, jedes Mal den Job wechseln würden, dann hätten wir in der Arbeitswelt viel Bewegung. Abgesehen von der wenig geliebten Chefin war die Mitarbeiterin, mit der ich mich in einer Pause unterhielt, durchaus zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Ein Wechsel kam für sie nicht infrage, weil der etliche andere Nachteile nach sich gezogen hätte.
Auch im Privatleben ist es ja öfter so, dass wir nicht einfach den Kontakt mit der Verwandtschaft aufgeben, weil uns bestimmte Verhaltensweisen von Onkel oder Tante nicht passen. Und Eltern setzten ja auch nicht ihre Kinder vor die Tür, wenn diese sich anders verhalten als gewünscht.
Dann doch love it?
Meist verstößt das, woran wir uns reiben, gegen unsere tiefsten Überzeugungen und unsere wichtigsten Werte. Deswegen fällt es uns ja so schwer, das Verhalten der Chefin, des Onkels oder auch unseres Kindes gelassen hinzunehmen. Wenn mir Fleiß und Engagement wichtig sind, dann ist der Weg dahin, dass ich mich über Faulheit und Desinteresse aufrege nicht weit. Wenn mir ein respektvoller Umgang wichtig ist und mein Gegenüber verhält sich unsensibel und grob, dann bringt mich das auf die Palme.
Ist der Spruch also unbrauchbar?
Ich denke nicht. Das Prinzip lässt sich in vielen Fällen nur nicht einfach ganz geradlinig anwenden. Es geht vielmehr darum, öfter zu erkennen, was jetzt ansteht. Es hilft einfach nicht, sich ständig darüber aufzuregen, dass manche Kollegen nie die Spülmaschine ausräumen.
Change it mit der VW-Regel
Entweder ich gehe den Change an und nehme dafür den Preis in Kauf, mich unbeliebt zu machen. Am besten indem ich die VW-Regel von Manfred Prior anwende, die da lautet: Wunsch statt Vorwurf. Und vorsichtshalber schon mal damit rechne, dass Veränderungen nicht von heute auf morgen eintreffen. Und dass es auch gut sein kann, dass ich meinen „Everybodys-Darling-Status“ verliere.
Leave it – Das Angebot zum Ärgern ablehnen
Oder ich lasse ab von meinem Genervtsein. In dem Fall heißt „leave it“ dann nicht, dass ich den Arbeitsplatz wechsle, sondern dass ich das Angebot zum Ärgern links liegen lasse. Mich zwingt ja niemand, mich darüber aufzuregen, dass der Kollege weniger sozial ist als ich. Dass die Chefin es nicht im Griff hat. Oder dass das Zimmer meines Kindes meiner Ordnungsliebe widerspricht.
Love it – Lieben lernen, was ich tue
Und wenn ich ganz groß und großmütig bin, dann mache ich meinen Anteil mit noch mehr Liebe. Wie die Großmutter in dem wunderbaren Motivationsbuch „FISH!“ Diese Großmutter liebte nicht per se das Geschirrspülen. Aber sie ging mit Liebe an die Arbeit und deswegen machte auch den Enkeln das Spülen mit ihr großen Spaß. Frei nach dem Motto: Ich kann nicht immer nur das tun, was ich liebe, aber ich kann lernen zu lieben, was ich tue und was dazu gehört.
Love it – change it – leave it hat eben vor allem was mit unserer Einstellung zu tun. Und was veränderst du jetzt? Das Außen oder deine Einstellung? Oder beides?
Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance
|
Das ist ganz wunderbar, wie Du das vielgebrauchte Zitat mal alltagstauglich erklärt hat. Und wenn ich es dann -nach Deiner „Gebrauchsanweisung“ jeden Tag stärker verinnerlicht habe, dann stärke ich ja die Möglichkeit, dass ich auch mal „radikaler“ handle und z.B. wirklich den Job oder die Beziehung verlasse, die mir einfach nicht mehr gut tun. Weil ich dann auch innerlich klarer bin, was ich möchte und was eben nicht mehr.
Vielen Dank Hille. Das finde ich eine tolle Anwendung meiner “Gebrauchsanweisung”. Ich wünsche ir viel Erfolg und nach und nach radikalere Entscheidungen.
Herzliche Grüße Ingrid