Motiviert bleiben

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Motiviert bleiben, auch wenn’s knirscht

Vor einiger Zeit habe ich eine große Seminarreihe für ein Unternehmen gehalten – über rund ein dreiviertel Jahr fast wöchentlich. Mehrfach waren Termine von deren Seite aus unterschiedlichsten Gründen verschoben worden. Gegen Ende der Kooperation kam mir ein Termin von anderer Stelle dazwischen, auf den ich keinen Einfluss hatte. Obwohl ich bis dahin jede Verschiebung von Seiten des Unternehmens ohne Aufpreis oder andere Konsequenzen kulant mitgetragen hatte, war nun eben dieses Unternehmen nicht bereit, den Termin zu verlegen.

Wenn das Gesetz der Reziprozität nicht greift

Im ersten Moment war ich stark irritiert. Mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Zumal ich mich mit sehr viel Energie in diesem Projekt engagiert hatte. Für mich gilt das Gesetz der Reziprozität, das besagt, dass Menschen sich für erwiesene Gefälligkeiten erkenntlich zeigen. Da ich mich immer flexibel gezeigt hatte, hatte ich mit Entgegenkommen gerechnet. In mir grummelte es, ich fand meine Auftraggeberin undankbar und meine Motivation, mich weiterhin so stark zu engagieren, war angeschlagen.

Das Kommunikationsangebot umdefinieren

Doch dann nahm ich ihre Reaktion als Angebot: ich übte daran die Motivations- und Selbstmanagementstrategien, die ich in diesem Projekt seit Monaten den Mitarbeitern des Unternehmens vermittelte. Mit dem Ziel, durch eine andere Betrachtungsweise des Vorgangs meine Motivation für die verbleibende Zeit im Projekt wieder anzukurbeln und hoch zu halten.

Die eigene Sichtweise relativieren

Zunächst habe ich diese Interaktion durch die Brille des Konzepts vom „Modell der Welt“ betrachtet. Dieses Konzept besagt, dass jeder Mensch seine eigene Version der Wirklichkeit schafft, eben sein „Modell der Welt.“ Und jedes Modell ist einzigartig und setzt sich aus den jeweiligen individuellen Vorerfahrungen, Bewertungen von Ereignissen, Bedürfnissen und Weltanschauungen zusammen.

In meinem Modell der Welt gilt das Gesetz der Reziprozität: Für mich wäre es selbstverständlich gewesen, meine bis dahin gezeigte Flexibilität mit Flexibilität zu beantworten. Aber das ist eben nur mein Modell der Welt, meine Sicht auf die Kooperation. Offensichtlich sah meine Ansprechpartnerin das anders.

Ich weiß, dass ich nie alles weiß

Ein weiterer Aspekt vom „Modell der Welt“ ist der, dass jedes Modell nur Teile des Ganzen enthalten kann. Kein Mensch kennt alle Aspekte eines Vorgangs. Und so kann ich nie vollständig wissen, welche Gedanken sich mein Gegenüber gemacht hat und welche mir vielleicht nicht bekannten Beweggründe und Strukturen zu ihrer Reaktion beigetragen haben.

Je länger ich mir bewusst machte, dass ich nicht genau wissen konnte, wie es zu dieser Entscheidung gekommen war, umso weniger grummelte es in mir. Und dann habe ich noch beschlossen, das Ergebnis für mich anders zu bewerten. Einem Satz von Anthony Robbins folgend: „Nichts hat irgendeine Bedeutung, außer der, die ich ihm gebe.“

Vom Guten im Schlechten

Da es um die letzten Termine ging, die ich hätte halten sollen und ich nunmehr vertreten wurde, endete das Projekt für mich ein paar Wochen früher. Ich verlor zwar einige Euro, aber andererseits konnte ich mich früher auf andere neue, spannende Vorhaben konzentrieren. Auf die ich mich schon sehr freute. Also beschloss ich, lieber dankbar zu sein, dass ich früher als gedacht Zeit für Neues zur Verfügung hatte. Und je mehr ich dieses Gefühl der Dankbarkeit kultivierte, umso mehr verflog mein Unmut und ich fing an, mich auf die letzten paar anstehenden Termine zu freuen – und noch mehr auf die Zeit danach.

Und du? Wann ging es dir zuletzt so, dass du ein Ärgernis umgewandelt hast? Wie motivierst du dich, wenn dein Gegenüber anders handelt als erwartet?

 Die Autorin: Ingrid Huttary, Coach für Selbstwirksamkeit und Lebensfreude

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6 Comments

  1. IreneK 31/03/2016at10:18

    Liebe Ingrid,
    vielen Dank für den tollen Tipp, den man sehr schnell umsetzen kann. Ich habe durch NLP und andere Quellen gelernt, dem Universum zu vertrauen. Da, wo früher Enttäuschung, Wut, Beleidigt und Demotiviert- sein herrschte, ist heute zumindest Ruhe, Nachdenklichkeit und offene Augen und Ohren für etwas Neues. Ich lebe inzwischen das Motto “Alles, was sich tut, ist nur zum Besten bestimmt”. Und es kommt wirklich so. Manchmal erkennt man erst Tage oder Monate später, dass das, was damals passierte und negativ bewertet wurde, nur zum Besten sich entwickelt hat. Beispiele aus meinem Leben: Absagen bei Bewerbungen, die mir damals sehr wichtig waren, dafür aber Angebote und Zusagen bei den anderen Stellen, die als noch besser für mich entpuppt haben.

    Ich lernte, dass die negative Antwort (Absage) genauso gut ist, wie eine Positive (Zusage): Ich weiß, woran ich bin und verschwende keine Zeit und keine Energie dort, wo es nicht mehr weiter geht.

    Somit gibt es für mich die angenehmen Situationen und die lehrreichen Situationen, die mir etwas “beibringen” sollen. Es hilft mir, sehr positiv durch das Leben zu gehen und viel Ärger zu ersparen.

    Liebe Grüße und allen einen schönen sonnigen (auch wenn’s nur im Herzen :-)) Tag!

    Irene

    Reply
  2. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 31/03/2016at12:16

    Liebe Irene, ich freue mich sehr, dass du meine Aussagen mit deiner Erfahrung bestätigst. Es lohnt sich, zu üben, die eigene Sichtweise zu verändern – auch wenn es manchmal nicht auf Anhieb leicht fällt.

    Reply
  3. Desdemona Hellbach 04/04/2016at14:18

    Hallo Ingrid,

    vielen Dank für diesen Blog mit seinen tollen Blogeinträgen. So kann ich einfacher an das tolle Seminar erinnern. Bis zu diesem Seminar war mein Modell der Welt meist negativ belastet. Ich sah zusätzliche Termine und Aufgaben als Aufwand, Strafe und Zeitfresser an. Mittlerweile weiß ich, dass sie es nicht sind, weil ich es nicht mehr zulasse. Arzt- und Therapietermine mit den Kindern beispielsweise, früher ungeliebt, weil sie noch irgendwie in Vollzeitjob, Haushalt, Kinder noch irgendwie reinpassen mussten, empfinde ich heute anders. Die Fahrt dahin nutze ich für Gespräche mit den Kindern über ihre Sorgen, Ängste und was sie beschäftigt. Die Wartezeiten nutze ich für ein gutes Buch.
    Ich lebe mittlerweile dadurch bewusster und mir geht es besser, KEIN HAMSTER IM RAD DES LEBENS MEHR. Ich merke aber auch, dass ich dran bleiben muss. Die alten Verhaltens- und Denkmuster sind arg manifestiert.
    Liebe Grüße
    Desdemona

    Reply
  4. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 04/04/2016at15:00

    Liebe Desdemona, was für ein wunderbares Feedback. Ich freue mich sehr, wenn unser Seminar nachwirkt und mein Blog dich dabei unterstützt. Und ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass manche Muster ganz schön hartnäckig sein können. Wie schön, wenn du da dranbleibst!

    Reply
  5. Heike Kirpal 27/06/2019at12:57

    Liebe Ingrid, durch NLP ist bei mir mittlerweile die häufigste Reaktion: Wer weiß wofür es gut ist. Aber, da ich im Vertrieb bin kenne ich das von meinen Kunden nur zu gut, ich soll so flexibel wie möglich auf alle Kundenanliegen reagieren, nur andersherum ist von Flexibilität nicht viel zu spüren. Da entsteht schon mal ein mächtiges Grummeln in mir. Das Modell der Welt hilft gut dabei. Lg. Heike

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    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 27/06/2019at13:36

      Liebe Heike,
      dann kennst du das, was ich da erlebt habe, ja auch bestens. Schön, dass dir NLP da auch gut hilft.
      Liebe Grüße
      Ingrid

      Reply

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