Auf die innere Haltung kommt es an
Ich beschäftige mich in letzter Zeit viel mit dem Thema Resilienz, welches sehr viel mit Wahrnehmung und innerer Haltung zu tun hat. Passend zur Zeit, schließlich geht es bei der Förderung der Resilienz darum, die psychische Widerstandskraft zu stärken bzw. die Fähigkeit auszubauen, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Insofern ist Resilienz aktueller denn je.
So bin ich am Wochenende auf einen Resilienzkongress aufmerksam geworden, auf dem u.a. die wunderbare Maja Storch zu sehen war. Sie wies darauf hin, dass gerade jetzt in dieser Zeit die innere Haltung im Umgang mit den Herausforderungen sehr wichtig ist. Und für die innere Haltung hat das Zürcher Ressourcenmodell (ZRM), das maßgeblich von ihr mitentwickelt wurde, die Mottoziele geschaffen.
Motto-Ziele
Motto-Ziele sind eine ganz andere Art von Zielen, als z.B. klassische smarte Ziele (mehr zu solchen „klassischen“ Zielen findest du hier). Sie sind im Vergleich wenig präzise, klingen oft sogar recht schwammig. „Ich verfolge meine Wolfsspur.” “Der Morgenwind in meinen Segeln bringt mein Schiff in volle Fahrt.“ Motto-Ziele sind Haltungs-Ziele, die auf den Moment und das „Hier und Jetzt“ fokussiert sind. Im Gegensatz dazu sind spezifische Ziele in die Zukunft und auf das Ergebnis gerichtet. Bereits letztes Jahr im Januar habe ich die Motto-Ziele hier schon einmal vorgestellt. Damals habe ich die Erkenntnisse und Anleitungen des Zürcher Ressourcenmodells etwas abgewandelt, damit du sie ohne vorgefertigte Materialien nutzen konntest. Wie du inzwischen das Originalmaterial vom ZRM nutzen kannst, verrate ich dir am Ende dieses Artikels.
Die Maßeinheit somatischer Marker
Motto-Ziele entfalten nur dann ihre volle Wirkung, wenn sie nicht den Hauch einer negativen Emotion haben. Für sie gilt deswegen als „Maßeinheit“ nicht das Ergebnis oder das geänderte Verhalten, sondern ein durchweg positiver somatischer Marker. Als somatischen Marker bezeichnen die Gründer des Zürcher Ressourcenmodells Rückmeldungen unseres Unbewussten. Diese kannst du als Körperempfindung, als Emotion oder als einen Mix von beidem wahrnehmen. Der geläufige umgangssprachliche Ausdruck dafür ist das Bauchgefühl.
positives Ja-Signal
Praktisch heißt das für dich: Wenn du dein Motto-Ziel liest oder aussprichst dann solltest du physisch, quasi mit jeder Faser deines Körpers ein Ja-Signal spüren, ein „Ja, das will ich.“ Auf die Art und Weise stellst du sicher, dass du dir kein kluges, rationales Ziel mit deinem Bewusstsein setzt, während negative Vorerfahrungen, die tief in dir gespeichert sind, aus den Tiefen deines Unbewussten dagegen arbeiten.
Wie findest du dein Motto-Ziel?
Hier kommt jetzt zunächst meine persönliche Variante, die sich an einigen Stellen vom klassischen Weg der ZRM Methode unterscheidet.
Du startest mit einem Bild. Bleibt die Frage: Wo nimmst du das her? Ich gehe da ganz assoziativ ran. Das heißt, ich habe kurz überlegt, was könnte passen. Landschaft, Meer, Berge, Menschen, Gebäude, Früchte…
Da jeder in seinem Leben seine ganz persönlichen Erfahrungen gesammelt hat, sind Assoziationen zu Bildern persönlich und sehr individuell. Geh deshalb bei der Wahl der Suchbegriffe erst einmal weit ran, probier verschieden Felder aus: Bilder aus dem Bereich Geselligkeit, Kinder, Natur, Tiere, Sport, Autos, Menschen, Flugzeuge, Vögel, Alltag, Städte
Ich habe verschiedene Suchbegriffe bei der Google Bildersuche eingegeben. Habe „Meer“ ausprobiert, „Berge“, „Skifahren“, habe abstrakte Begriffe ausprobiert wie „Freude“ und „Freiheit“ und habe gut achtgegeben: Was spüre ich? Welches Bild berührt mich? Welches zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen? Welches Bild zieht mich in seinen Bann?
Während der Suche habe ich mich an meine Heldenreise erinnert und deswegen dann recht bald Pferd und Meer eingegeben. Und da war es: das Bild, das mich anspricht, mehr noch, das mir aus der Seele spricht. Weil sich mein Kopf eingeschaltet und „Kitsch“ gerufen hat, habe ich noch ein bisschen weitergesucht. Aber dann bin ich schnell dahin zurückgekehrt.
Wörtersuche zum Bild
In Schritt zwei habe ich dann in einem Brainstorming lauter Wörter gesammelt, die ich mit diesem Bild assoziiert habe. Mir fallen bei so einer Wörtersuche die meisten Wörter ein, wenn ich die einzelnen Wortarten nacheinander durchgehe. Aber ich habe auch Linguistik studiert, du kannst das für dich machen, wie es dir am leichtesten fällt. Ich habe also zuerst lauter Substantive gesammelt: Wildheit, Freiheit, Leidenschaft, Leichtigkeit, Freude, Beweglichkeit, Gischt …
Dann lauter Adjektive: unbändig, frei, lebendig, wild, mutig, glänzend, schimmernd, erhaben, elegant, kraftvoll …
Dann lauter Verben: schweben, galoppieren, reiten, gleiten, genießen, dahingleiten …
In Schritt drei wird klassisch gesammelt und auf einer Skala bewertet, welche Wörter dich am meisten ansprechen. Ich habe einfach die ganzen Wortfelder und Assoziationen auf mich wirken lassen.
Das Ergebnis: mein Motto-Ziel
Und in Schritt vier bildest du dann aus diesen Wörtern das Motto-Ziel. Ich kann dir aus meiner Erfahrung heraus empfehlen: Mach es ruhig ganz intuitiv. Ich habe das Bild angeschaut und die Wörter, die ich damit assoziiert habe, einen Satz gebildet, den laut ausgesprochen und ganz achtsam wahrgenommen. Fühlt sich das stimmig an. Und dann nochmal gestrichen und umformuliert und wieder laut ausgesprochen. So lange, bis der Satz sich rund und für mich passend angefühlt hat. Bis er bei mir nur noch positive somatische Marker ausgelöst hat.
„Kraftvoll und stolz gestalte ich schwungvoll meinen Weg in meine glänzende Zukunft.“
Die Onlinevariante beim ZRM
Inzwischen gibt es auf der Seite des ZRM ein Onlinetool, das du nutzen kannst, um dein Mottoziel zu entwickeln. Hier hast du logischerweise eine eingeschränktere Bildauswahl. Dafür musst du aber nicht selbst anhand von Stichwörtern Bilder suchen, sondern du bekommst hier eine bunte Auswahl. Nach deiner Bildauswahl bekommst du dann gleich auch Ideen und Assoziationen zum Bild angeboten, aus denen du wählen kannst. Im nächsten Schritt kannst du aus dieser ersten Auswahl nochmal auswählen. Dabei steht es dir frei alle beizubehalten oder dich auf ein Wort zu reduzieren.
Ich habe das Tool natürlich gleich ausprobiert. Obwohl das Bild, das ich hier gewählt habe, das ich hier leider aus rechtlichen Gründen nicht zeigen kann, ganz anders ist, als das Pferd von vor anderthalb Jahren ist das Mottoziel recht ähnlich: „Stolz und verschmitzt gehe ich lächelnd meinen Weg in die Fülle.“
Hier gelangst du zum Onlinetool des ZRM
Ich wünsche dir viel Spaß beim Entwicklen deines eigenen Mottoziels für deine innere Haltung in dieser Zeit. Auf welchem Weg auch immer.
Die Autorin: Ingrid Huttary, Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance
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Hallo Ingrid,
dein Blog heute und die großz0gige Verlinkung haben mir sehr gut gefallen. danke dir.
Und by the way: Dein neues , sommerliches Portraitfoto ganz oben ist richtig, richtig schön.
herzlich Brigitte
Ich kenne einen Mann, der gestern durch seine Prüfung gefallen ist, die ihm sehr wichtig war und schon lange Ängste ausgelöst hatte. Ihm will ich deinen Blogartikel weiterleiten. Mit so einem Mottoziel könnte er sich bestimmt etwas aufrichten…
Liebe Brigitte,
vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Freut mich, wenn dir sowohl der Inhalt als auch das neue Foto gefallen. Und ich hoffe sehr, dass der junge Mann mit der Idee etwas anfangen kann. Wenn er noch sehr im „Tal der Tränen“ ist, könnte es zu früh sein.
Liebe Grüße
Ingrid