Präsenz auf dem Weg zum Flughafen

Kreta Bus - Präsenz auf dem Weg zum Flughafen

Präsenz auf dem Weg zum Flughafen

Letzte Woche habe ich mir erneut die erste Lektion eines Onlinetrainings von Eckhart Tolle angehört. Er spricht darin über Präsenz und das nicht enden wollende Selbstgespräch in unserem Kopf. Solange ich mich mit dem ständigen Gedankenstrom identifiziere, fehlt mir die Freiheit, die Gefühle, die aus diesem ständigen Strom von Gedanken entstehen, zu beeinflussen. Je identifizierter ich mit meinen Gedanken bin, desto weniger habe ich die Chance, meine Gefühle selbstbestimmt zu gestalten.

Gefühle folgen der Bewertung

Wenn ich denke, es ist die Situation auf die ich reagiere, dann habe ich keine Wahlmöglichkeit. Wenn ich aber verstanden habe, dass es meine Bewertung der Situation ist, die meine Reaktion und meine Gefühle hervorruft, dann kann ich wählen. Dann kann ich meine Bewertung ändern und damit auch meine Gefühle. Dieser Grundgedanke entspricht genau dem, was ich auch immer wieder mit meinen Teilnehmern in meinen Gelassenheitsseminaren bespreche. Wir reagieren nie auf das Außen direkt, nie auf den Anlass, sondern immer nur auf das, was wir zwischen unseren beiden Ohren daraus machen. Wir reagieren auf unsere Bewertungen der Situation.

Bewertungen zügeln auf dem Weg zum Flughafen

Auf meiner Rückreise von Kreta nach Berlin konnte ich an mir selbst gut beobachten, wie gut es mir gelingt, meine automatischen Gedankengänge und meine Bewertungen in den Griff zu bekommen. Ich bin mit dem Bus quer über die Insel zum Flughafen gefahren. Wäre der Bus pünktlich gewesen, hätte es ziemlich perfekt gepasst. Leider hatte er bei meiner Abfahrt bereits rund 20 Minuten Verspätung. Außerdem gibt es einen neuen Busbahnhof in Heraklion. Ich wusste zwar, dass es den gibt, aber nicht, wie viel länger es dauert, bis der Bus dort ankommt. Nun, es dauerte deutlich länger als zum früheren mir bekannten Bahnhof, sodass ich mich mit jeder Minute, die der Bus durch Heraklion zuckelte, weiter von dem Ziel entfernte, mindestens eine Stunde vor Abflug am Flughafen zu sein.

Wahlmöglichkeiten durchspielen

Natürlich habe ich bemerkt, dass ich zunehmend unruhiger wurde und natürlich wusste ich, dass es meine Bewertung der Situation war, die mich unruhig machte und nicht die Situation selbst. Ich wollte unbedingt am nächsten Tag in Berlin sein, weil ich am übernächsten Tag ein Training hatte. Also habe ich angefangen, Wahlmöglichkeiten durchzuspielen. Erstens: Ja, es ist ärgerlich, wenn ich den Flug verpasse und es kostet mich mehr Geld, als wenn ich gleich ein Taxi genommen hätte. Aber: es ist nur Geld. Und ich habe noch einen ganzen Tag Puffer, um rechtzeitig in Berlin zu sein. Außerdem kann es gut sein, dass der Flug wieder Verspätung hat (die Erfahrung hatte ich im Sommer gemacht). Natürlich kam immer mal wieder der Gedanke auf: Hättest du doch lieber ein Taxi genommen. Aber dafür war es ja nun einmal definitiv zu spät. Also habe ich den Gedanken beiseitegeschoben und mich darauf konzentriert, mir meine Wahlmöglichkeiten bewusst zu machen: Noch hast du den Flug nicht verpasst. Und wenn, dann kannst du morgen früh immer noch fliegen.

Einen kühlen Kopf bewahren

War ich deswegen vollkommen ruhig und entspannt? Nein. War ich deutlich ruhiger und entspannter, als wenn ich keine alternativen Szenarien durchgespielt hätte? Ja! War ich durch das Nicht-identifiziert-sein mit meiner Stimme im Kopf bereits vollständig präsent im Hier und Jetzt? Nein, weil ich die Bewertungen in meinem Kopf nicht vollständig losgelassen habe. Es war mir immer noch wichtig am liebsten mit genau diesem Flieger nach Berlin zu kommen. Aber es ist mir durch ständiges Gegensteuern gegen die sich aufdrängenden negativen Gedanken gelungen, halbwegs ruhig zu bleiben. Und auf die Art und Weise das zu bewahren, was wir umgangssprachlich „einen kühlen Kopf“ nennen. Dadurch konnte ich, als ich dann endlich am Busbahnhof angelangt war, schnell und besonnen handeln.

Ende gut – alles gut

Ich habe mich schnell orientiert, auf Anhieb den mitnichten erleuchteten Taxistand mit den mitnichten erleuchteten Taxen gefunden und bin auf schnellstem Wege zum Flughafen gekommen. Und dann hatte ich Glück, dass im Sicherheitsbereich ausnahmsweise Mal keine nennenswerte Schlange war. Gerade als ich durch die Sicherheitskontrolle durch war, wurde mein Flug zum ersten Mal aufgerufen. Ich hatte also noch genug Zeit, noch schnell auf Toilette zu huschen und mir was zu trinken zu kaufen. Uff!

 Die Autorin: Ingrid Huttary, Coach für Lebensfreude und Lebensbalance

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4 Comments

  1. Jenison 25/10/2018at10:47

    Liebe Ingrid, ich habe richtig mit dir mitgefiebert und kann mir vorstellen, dass es in deinem Kopf viele unterschiedliche Stimmen gegeben hat. Super das es doch noch geschafft hast:-) gratuliere zum gelungenen blog Beitrag Jenison

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    1. Ingrid Huttary 25/10/2018at11:07

      Liebe Jenison, vielen lieben Dank! Ja, das war spannend 😉

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  2. Susanne Siri Simran Kaur Eckerl 25/10/2018at15:56

    Liebe Ingrid… Mir gefällt es, wie ehrlich du mit dir selbst umgehst und immer wieder lese ich gerne deine Beiträge… Deine aufrichtige achtsame Bescheidenheit, die authentisch rüber kommt… macht mit mir, dass ich mich freundlich angesprochen und getragen fühle… Mach bitte weiter…. Herzliche Grüße von Susanne Siri Simran Kaur

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    1. Ingrid Huttary 25/10/2018at15:59

      Liebe Susanne, vielen lieben Dank für dieses wunderbare Feedback. Ich bin mir nicht sicher, ob Bescheidenheit mein Ziel ist, aber ich glaube fest daran, dass eine gewisse Demut günstig ist.
      Liebe Grüße Ingrid

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