Zeit für mich selbst – Quality time in den Alltag einbauen
Sommerzeit ist für viele Urlaubszeit. Und im Idealfall dient der Urlaub auch dazu, mir Zeit für mich selbst zu nehmen. Manchmal ist das jedoch selbst im Urlaub gar nicht so leicht, wenn der Partner, die Familie oder auch Freunde dabei sind und alle unterschiedliche Bedürfnisse haben. Neulich habe ich im Coaching mit einer Klientin besprochen, dass es auch auf einer Gruppenreise mit Fremden schwerfallen kann, sich mal rauszunehmen. Dafür braucht es ein gutes Gespür für die eigenen Bedürfnisse und den Mut, diese auch zu kommunizieren.
Wir brauchen den Wechsel
Insbesondere Frauen, die voll berufstätig sind und noch kleine Kinder haben oder pflegebedürftige Eltern oder gar beides, nehmen sich oft nicht die Zeit, auch noch für sich zu sorgen. Das geht auch sicher mal für eine Weile gut. Aber auf lange Sicht gesehen, braucht der Mensch den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Herausforderung und Zeiten des Müßiggangs, um wieder Aufzutanken, zwischen hohem Tempo und gemächlicher Gangart.
Die Gefahr der Notbremse
Das Ziel ist nicht, wie viele denken, das Schlaraffenland des Dauerfaulenzens. Zu wenig Anforderungen machen auch nicht glücklich, wie Forschungen zum so genannten Flowkanal belegen (siehe auch “Der Flowkanal und die Zeit“) Wer aber permanent nur für andere da ist, immer nur funktioniert, um am Ende des Tages völlig erschöpft in die Kissen zu sinken, läuft Gefahr, dass irgendwann der Körper oder ein unbewusster Anteil die Notbremse zieht.
Zeit für mich selbst einplanen
Deswegen empfehle ich gerade Menschen, die viel leisten, die viel für andere da sind, unbedingt auch „Zeit für mich selbst“ einzuplanen. Und zwar am besten als festen Termin. Wenigstens einmal die Woche ein Zeitfenster für Sport oder Tanzen oder Singen oder Kosmetik oder Wellness oder Spazieren …
Termine reservieren für kleine Auszeiten
Wer keinen festen Termin hinbekommt oder lieber mehr Abwechslung hätte, sollte auch diese Abwechslung planen. Denn wenn du darauf wartest, dass sich mal ein Zeitfenster findet, kannst du lange warten (siehe auch „Ein Termin fürs Lavendelbad“).
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist neben diesen kleinen Auszeiten, die eigene Bewertung der täglichen Herausforderungen.
Drei Zeitqualitäten
In meinem Beitrag über “quality time” habe ich schon einmal über die Zeiteinteilung meiner Kollegin Amel Lariani geschrieben. Sie unterscheidet drei Zeitqualitäten:
- quality time: alles was positive Gefühle auslöst
- ntbd time: es gibt Dinge im Leben die müssen erledigt werden, auch wenn sie nicht unbedingt Spaß machen (need to be done)
- waste time: alles was negative Gefühle auslöst
Amel empfiehlt, eine Woche lang alle Aktivitäten auf diese drei Zeitempfindungen zu verteilen. Am besten farblich markiert. Das hilft, um schnell einen Überblick zu bekommen, wie es um deine Zeit bestellt ist.
Die eigene Einstellung aktiv gestalten
Gerade in Zeiten, in denen es sehr viel „need to be done“ Aufgaben gibt, ist es einerseits wichtig, sich die oben erwähnten Zeitfenster zu erobern, mit reiner „quality time“ und diese dann auch zu genießen. Andererseits kann ich auch daran arbeiten, mir „need to be done“ umzuwandeln in „quality time“.
Vor Jahren habe ich in „FISH! Ein ungewöhnliches Motivationsbuch“ die Geschichte gelesen, über die Großmutter, mit der die Enkel gern spülten. Diese Großmutter liebte nicht per se das Geschirrspülen. Aber sie ging mit Liebe an die Arbeit und deswegen machte auch den Enkeln das Spülen mit ihr Spaß.
Liebe, was du tust
Dahinter steckt die Idee, dass ich die Dinge, wenn ich sie ohnedies tue, mit möglichst viel Liebe tue, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt Dinge sind, die ich liebe. Manchmal hilft es, das höhere Ziel dabei vor Augen zu haben, z.B. indem ich mich beim Fensterputzen schon auf das Ergebnis freue. Oder aber einfach mit viel Achtsamkeit und Liebe im Hier und Jetzt den Putzlappen zu schwingen. Oder wenn es um die Pflege der Eltern geht, die kleinen Momente von Intensität oder Innigkeit ganz bewusst wahrzunehmen, innezuhalten und zu genießen. Und natürlich auch bei den Kindern vor lauter Pflichten und Erziehung nicht die Freude am Miteinander zu vergessen.
Die Autorin: Ingrid Huttary, Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance
|