Annehmen statt Abnehmen – Dranbleiben und neue alte Erkenntnisse
Ich war am Wochenende auf dem DVNLP-Kongress und habe dort meine 7-Schritte-Strategie zum Entwickeln des Dranbleibfaktors vorgestellt. Und wie so oft, war eine der Antworten auf die Frage, woran möchtest du dranbleiben, das Thema Gewicht. Ich möchte abnehmen.
Die Disziplinfalle
Viele Menschen plagen sich mit dem Thema herum, machen die unterschiedlichsten Diäten, machen immer wieder die Erfahrung, dass sie zwar eine Zeitlang durchhalten, dass sich dann aber wieder die alten Gewohnheiten einschleichen oder dass sie mit viel Disziplin eine Weile dabei sind, dann aber regelrechte Fressattacken bekommen.
Und dann ärgern sie sich über sich selbst, fühlen sich schlecht, beschimpfen sich oft gar als Versager – was bitter ist und vollkommen unangemessen. Sie verfolgen einfach nur mit der falschen Strategie das falsche Ziel. Die Falle ist, dass in unserer Gesellschaft Menschen mit Übergewicht leicht verächtlich als undiszipliniert belächelt werden.Und viele Menschen sich den Schuh anziehen und mit sich selbst hadern. Dabei hat spätestens die neuere Gehirnforschung bewiesen, was ohnedies jeder, der sich mit Motivation beschäftigt, lange schon wusste. Disziplin und Willenskraft stehen uns nur begrenzt zur Verfügung und können langfristig keine erfolgreichen Gegenspieler gegen unwillkürliche Prozesse, Gelüste und Bedürfnisse sein.
Entscheidend sind die Emotionen
Ich habe es an andere Stelle (Über Erfolg, Verlässlichkeit und Disziplin)schon mal erwähnt. Wenn es um Motivation und Durchhaltevermögen geht, gilt leider: kurzfristiger Lustgewinn schlägt langfristige gute Vorsätze – es sei denn, ich habe meinen langfristigen guten Vorsatz emotional so gut aufgeladen, gewissermaßen emotional geerdet, dass er sich gegen kurzfristigen Lustgewinn gut behaupten kann.
Denn, auch das war Konsens auf dem Kongress und wurde immer wieder in den unterschiedlichen Vorträgen thematisiert – egal ob fürs Lernen, fürs Durchhalten oder fürs ins Tun kommen: der entscheidende Wirkfaktor sind die Emotionen.
Die JoJo-Falle
Wenn dir beim Duft einer frisch gebackenen Pizza das Wasser im Mund zusammen läuft und du dich beim Anblick von Salat kasteit fühlst, wenn du permanent das Gefühl von Mangel hast, solange du dich gesund und kalorienarm ernährst, weil du insgeheim Sehnsucht nach Schokolade, Süßem oder Pasta hast, solange ist der Misserfolg vorprogrammiert.
Und wenn du dann noch weißt, dass Essen eine kompensatorische Handlung ist, dass du mit Süßem oder Deftigem andere Sehnsüchte oder Bedürfnisse stillst als die Nahrungsaufnahme, solange wirst du immer wieder in dieselbe Falle tappen. Du fängst an, hältst eine Weile durch und dann überkommt es dich entweder plötzlich oder du hörst irgendwann wieder auf und die kurzfristigen Erfolge weichen mehr oder minder allmählich erneut zunehmender Fülle. Der Jojo-Effekt lässt grüßen.
Neue Bahnen formen
Gerade am Thema Essen hängt oft eine sehr vielschichtige unbewusste Bedürfnislage, gepaart mit vielen oft tief verwurzelten alten Gewohnheitsmustern. Und auch das, was ich ohnedies seit Jahren in meinen Seminaren betone, habe ich auf dem Kongress wieder einmal von einer der Koryphäen aus der Gehirnforschung bestätigt bekommen: ich kann im Gehirn nichts löschen, ich kann nur neue Bahnen formen, neue Gewohnheiten entwickeln. In Stresssituationen bleibt dann immer das Risiko bestehen, dass die alten tief eingravierten Muster reaktiviert werden.
Tiefsitzende Verknüpfungen auflösen
Was heißt das jetzt für das Thema Abnehmen? Erst einmal, dass dir auch die besten Ratgeber und Ratschläge zu gesunder Ernährung nichts nützen, solange du sie zwar kognitiv verstehst, sich aber tief drin in dir nichts ändert. Wer sich langfristig in seinem Körper wohlfühlen möchte, braucht Strategien, die bei den Emotionen ansetzen, Strategien, die tiefsitzende Verknüpfungen zwischen emotionalen Bedürfnissen und Essgewohnheiten auflösen. Und eben nicht die 75. Diät, die es nun endlich ein für alle Mal richten soll.
Gewohnheiten mit positiven Emotionen
Und im vorletzten Wort ist schon der zweite wichtige Punkt aufgetaucht. Wer Abnehmen will, braucht neue Essgewohnheiten, aber eben keine Gewohnheiten, die immer wieder Willenskraft erfordern, sondern Gewohnheiten, die mit positive Emotionen einhergehen. Mal an einem ganz praktischen Beispiel betrachtet: erst, wenn der knackige, frische Salat in mir positive Emotionen auslöst, während die Vorstellung von einer mir im Magen liegenden fettigen Pizza, negative Gefühle provoziert, erst dann werde ich mich im Zweifel für den Salat entscheiden. Wenn ich mit Pizza unangenehmes Völlegefühl assoziiere, wird mich ihr Duft nicht mehr locken sondern abschrecken.
Ich hatte vor Jahren einen Chef, dessen Frau sich konsequent leicht ernährte, weil sie es hasste, sich nach dem Essen voll und träge zu fühlen. Als ich mit ihm aus war, meinte er dazu: Aber das ist doch gerade das Wunderbare nach einem guten Essen: diese schwere satte Behaglichkeit.
Wenn er nun versucht hätte, entgegen seinem eigenen Wohlgefühl eine Diät zu machen, was wäre wohl passiert? Klar, er wäre über kurz oder lang gescheitert. Und hätte bei der Essensauswahl wieder zu den Dingen gegriffen, die den kurzfristigen Lustgewinn bringen.
Der Öko-Check
Aber neue Essgewohnheiten, die tatsächlich positive Gefühle auslösen, sind noch nicht alles. Sie müssen auch noch in dein Umfeld passen. Im NLP nennen wir das den Öko-Check. Ich habe mal eine Weile abends keine Kohlehydrate mehr gegessen. Hat mir auch gut getan, ich war nach dem Abendessen nicht so träge, wie es vorher der Fall war, meiner Verdauung tat es auch gut. Es löste durchaus gute Gefühle aus. Aber: auf Dauer nervte es, denn ich esse abends mit meinem Mann und meinen Kindern und die wollten keine Trennkost. Das Abendessen ist unsere gemeinsame Hauptmahlzeit und plötzlich brauchte ich immer eine Extrawurst. Ich habe zwar so lange durchgehalten, bis mein Ziel erreicht war, aber als dauerhafte Gewohnheit war die abendliche Trennkost für mich trotz guter Gefühle unattraktiv.
Ihr merkt schon, das Thema lässt sich nach meiner Erfahrung mit ein paar Strategien zum Dranbleiben nicht mal eben lösen. Ich bin inzwischen an dem Punkt, wo ich sage: das Ziel ist das Problem. Was willst du denn wirklich, wenn du abnehmen willst? Den meisten Menschen geht es beim Abnehmen darum, sich in ihrer Haut wohler zu fühlen. Vielen noch darum, fitter zu werden.
Annehmen statt Abnehmen
Fürs Wohlfühlen halte ich es für vielversprechender das Ziel zu modifizieren. Erstmal sich selbst annehmen, mit allen vorhandenen Röllchen. Erstmal beim Selbstbild anfangen. Und die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und hier ansetzen. Und von da aus zu schauen, wie du deine Fitness steigern und deine Gesundheit fördern kannst.
Wär das was für dich? Annehmen statt Abnehmen. Was meinst du dazu?
Die Autorin: Ingrid Huttary, Entscheidungs- und Dranbleibcoach
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