Die Sehnsucht nach der schnellen Lösung

Preisschild - die Sehnsucht nach der schnellen Lösung
Ich will alles und zwar sofort – Es gibt nur Lösungen mit Preis

Die älteren unter meinen Lesern werden sich vielleicht noch an den Song erinnern: „Ich will alles, ich will alles und zwar sofort“, sang Gitte anno 1983.

Auch wenn Gitte in ihrem Song selbst aktiv und initiativ wird, drückt diese Zeile eine tiefe menschliche Sehnsucht aus, nach der schnellen einfachen Lösung. Diese Sehnsucht führt immer wieder dazu, dass wir dubiosen Verführern auf den Leim gehen und aller Vernunft zum Trotz auf verlockende Angebote hereinfallen. Weil es halt so schön wäre, wenn es doch wahr würde: die schnelle einfache Lösung.

Die Sehnsucht nach der schnellen, bequemen Lösung

Und so verkaufen sich Angebote, die uns versprechen, dass wir in wenigen Tagen ohne jede Anstrengung schlank, reich oder schön werden. Wir gehen Bauernfängern auf dem Leim, die uns 500.000 € im Jahr mit 3 Stunden Arbeit täglich scheinbar garantieren. Und dann kommen die Beispiele derer, die es (angeblich) geschafft haben. Schneeballsysteme, die allen, die mitmachen, schnellen Reichtum ohne viel Arbeit versprechen, energetische Heiler, die jetzt und sofort für immer deine Energie so umprogrammieren, dass du das Geld magisch anziehst… Angebote, die ziehen, weil sie eine tiefsitzende Sehnsucht ansprechen. Die Sehnsucht nach der schnellen, bequemen Lösung, nach dem Wunder. Die Sehnsucht danach, den Preis für die Lösung nicht zu bezahlen.

Das wirkmächtige Unbewusste

Gunther Schmidt, einer der Pioniere der hypnosystemischen Konzepte in Deutschland, verortet diese tiefe Sehnsucht im Unbewussten – was sie so wirkmächtig macht und viele Menschen immer mal wieder gegen alle Vernunft dieser Sehnsucht folgen lässt. Dieser Sehnsucht, die aus meiner Sicht zwei Ausprägungen zeigt: die Variante „Ich will alles und zwar sofort“, wie zum Beispiel die, dass ich heute mein ganzes Geld ausgeben und gleichzeitig in der Zukunft die Früchte des Ersparten ernten will.

Und die Ausprägung: Ich möchte die bequeme Lösung ohne Preis. Unser Gesundheitssystem bedient in weiten Teilen diese Sehnsucht – wenngleich oft unbefriedigend. Ich gehe zum Arzt, der sagt mir, was ich habe und gibt mir die passende Pille. Problem gelöst – ohne dass ich aktiv werden muss. Ich gehe zum Hypnotherapeuten, der hypnotisiert mich mal eben und danach bin ich eine neue, bessere Version meiner Selbst – ohne dass ich selbst etwas anderes dafür tun muss, als den Therapeuten zu bezahlen.

Jede Entscheidung hat einen Preis

Auch in meinen Seminaren höre ich oft im Feedback die – nicht immer begeistert aufgenommene – Erkenntnis, dass die Lösung bei den Teilnehmern selbst liegt und nicht mit Fingerschnipsen zu haben ist – wie schade.

Viele Menschen wünschen sich Veränderungen in ihrem Leben oder sie wünschen sich, sie mögen in diesem oder jenem Bereich besser oder erfolgreicher sein. Oft scheuen sie jedoch den Aufwand, der damit verbunden ist, diesen Wunsch Realität werden zu lassen.

Auch für Entscheidungen gilt – wenn ich mich für das eine entscheide, dann ist damit verbunden, dass ich mich gegen andere, womöglich ebenfalls attraktive Optionen entscheide – d.h. jede Entscheidung hat einen Preis.

Der kleine Unterschied: ich gab mein Leben

Deswegen geht es bei jedem Wunsch, jedem Projekt, jedem Ziel auch immer um die Frage: Bist du bereit, den Preis zu bezahlen?

Vielleicht kennst du die kleine Geschichte von der begeisterten Zuhörerin und dem berühmten Pianisten:

Ein weltberühmter Pianist gab ein Konzert. Nachdem er zu Ende gespielt hatte, kam eine Frau auf ihn zu und meinte: „Ich würde mein Leben dafür geben, so spielen zu können wie Sie.“ Der Pianist lächelte und sagte: „Sehen Sie, das ist der Unterschied. Ich gab mein Leben.“

Wenn du das nächste Mal jemanden um etwas beneidest, einen Erfolg oder eine Fähigkeit. Frag dich ehrlich: Bin ich bereit den Preis zu bezahlen?

Bist du bereit, den Preis zu bezahlen?

Eine Freundin von mir ist auch mit über 50 noch durch und durch muskulös, schlank und superfit. Dafür trainiert sie allerdings auch täglich, in der Regel mehrere Stunden. Ihr macht es Spaß, ihr ist es den Preis wert, sie liebt nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Weg. Deswegen ist es für sie absolut stimmig. Für mich wäre es das nicht. Ich bewege mich gern, aber es käme mir nie in den Sinn, vor und nach dem Seminar noch Stunden im Fitnessstudio zu verbringen, mein Leben am Sport auszurichten und auf vieles andere deswegen zu verzichten. Ich bin nicht bereit, den Preis zu bezahlen.

Wat dem een sing Üül

Der Preis ist nicht für jeden gleich – das hängt von der individuellen Bewertung ab. Ich komme ursprünglich aus dem Rheinland und dort gibt es den Spruch: Wat dem een sing Üül, is dem andere sing Nachtijall (zu deutsch: Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall.) Deswegen gilt es zunächst herauszufinden, mit wie viel Aufwand, mit wie viel Zeit, Energie, Geld, Verzicht, Umstellung das gewünschte Ergebnis zu erreichen ist. Und im zweiten Schritt dann eine Bewertung vorzunehmen – und zwar keine rein kognitive, nur vom Großhirn gesteuerte verstandesmäßige, denn keine unserer Entscheidungen ist langfristig tragfähig, die nicht auch abgeglichen wurde mit dem weiter oben als Unbewusstes bezeichneten Mittelhirn, der Instanz, wo Bewertungen innerhalb von Millisekunden auf der Basis von Vorerfahrungen getroffen werden. Bauchgefühl, somatische Marker, Extensionsgedächtnis … es gibt noch viele Bezeichnungen. Nur eine stimmige Bewertung unter Berücksichtigung von Groß- und Mittelhirn wird zu einer tragfähigen Entscheidung führen.

Letztlich hängt es von deiner Bewertung des Preises ab, ob du bereit bist, ihn zu bezahlen. Und nicht immer ist der Preis ein steiniger, beschwerlicher Weg. Doch eines ist leider sicher: es gibt nur Lösungen mit Preis.

Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance

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7 Comments

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  3. Michael 10/07/2020at10:34

    Hallo Ingrid, vielen Dank für diesen überaus weisen Beitrag. Im Leben, so scheint mir, ist der Weg zum Ziel wichtiger als das Ziel selber. Denn Ziele setzen – du schreibst es ja – ist easypeasy, da hat jeder die schönsten Ziele in reichlicher Auswahl. Aber das Ziel ist halt nur das Ziel, Endbahnhof oder Zwischenhalt. Für die Reise dahin jedoch setze ich meine Zeit, meine Energie, kurz: mein Leben ein. Und dafür gilt, mit Indiana Jones gesprochen: Choose wisely, triff deine Wahl klug.

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    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 10/07/2020at10:46

      Hallo Michael,
      was für ein schönes Zitat und ja, da bin ich voll bei dir. Es ist so wichtig, seine Ziele weise zu wählen. Und oft alles andere als leicht, weil das Unbewusste eher kurzfristig orientiert ist, was einer weisen Ausrichtung oft entgegensteht.

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