Was für ein Motivationstyp bist du?
Was motiviert dich mehr? Gehörst du zu jenen, die erst starten, wenn es „schlimm“ genug ist oder brauchst du „nur“ ein tolles attraktives Ziel um loszulegen?
Manche Menschen laufen erst so richtig zur Hochform auf, wenn sie auf Widerstände oder Ablehnung stoßen, frei nach dem Motto: „Dir zeige ich’s“ oder „das beweise ich dir jetzt“. Andere spornt es an, sich vorzustellen, wie es ist, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Mit dem wohligen Gefühl aus dieser Vorstellung starten sie dann voller Vorfreude auf dieses Ziel.
Irgendwie beides
Vielleicht denkst du jetzt auch: „Irgendwie beides.“ Denn in absoluter Reinkultur sind die Wenigsten unterwegs. Doch bei den meisten Menschen, die ich kenne, überwiegt die eine oder andere Motivationsrichtung – entweder „auf etwas zu“ oder „von etwas weg“. Und viele Ratgeber favorisieren eindeutig die „hin zu“-Variante. Dabei haben beide Motivationsrichtungen ihre Stärken und beide bergen Tücken.
Meines Erachtens gibt es auch hier, wie so oft im Leben, kein richtig und kein falsch.
Bloß nicht so werden wie mein Vater
Ich kenne etliche Menschen, die aus der „weg von“-Bewegung heraus enorm viel erreicht haben. „Bloß nicht so werden, wie mein Vater.“ „Nie wieder so eingeschränkt sein.“ „Raus aus dem Milieu.“ Oder wie Degenhardt einst besang: „Aus Rache ist er reich geworden in der Oberstadt.“ Menschen, denen die Vermeidung von Unerwünschtem oder das Überwinden von Hindernissen und Schwierigkeiten eine Wahnsinnspower und Energie verleiht. Menschen, die zur Höchstform auflaufen, wenn es schwierig wird.
I’ve had a dream
Ebenso kenne ich Visionäre, die Großes aufgebaut haben, die Ihren Traum verfolgen, die sprühend Ihre Ideen und Projekte betreiben. Menschen, die vielleicht nicht so berühmt geworden sind, wie Martin Luther King mit seiner Vision: „I’ve had a dream.“ Die aber ebenso voller Elan ihr Ding betreiben.
Ob es Visionen sind, die dich anziehen und ins Handeln bringen oder ob du eher durch das Lösen von Problemen und das Beseitigen von Hindernissen ins Tun kommst, ist weniger entscheidend als die Tatsache, dass du ins Handeln kommst – und dann im Handeln bleibst, dein Ding auch durchziehst. Und dafür ist es gut, zu wissen, welche Motivationsrichtung eher deine ist und worauf du achten solltest, damit du nicht auf halbem Weg steckenbleibst und wie du deine Stärken gezielt einsetzt.
Wenn du dir des Unterschieds nicht bewusst bist, kann es dir ansonsten passieren, dass du, insbesondere, wenn du eher „weg von“ motiviert bist, denkst, mit mir stimmt was nicht. Schließlich sind die Ratgeber voll mit Tipps über Visionen und Ziele, dich aber kickt die Zielvision nicht so richtig an.
Fitnessstudios lieben „weg vons“
Wer eher „weg von“ motiviert ist, startet oft hochmotiviert und voller Elan, wenn es nur vorher „schlimm“ genug war – und gerade dann, wenn die ersten Erfolge sich einstellen, erlahmt der Elan. Womöglich fing es sogar gerade an Spaß zu machen. Was ist passiert? Es war einfach nicht mehr „schlimm“ genug. Und damit verliert die ursprüngliche Motivation durch die ersten Erfolge an Schwung und Zugkraft.
Fitnessstudios lieben diese Kunden. Sie melden sich an, nehmen gleich das Jahresabo, weil das ja weniger teuer ist, kommen die ersten drei Wochen des Jahres und sind den Rest des Jahres fleißig zahlendes passives Mitglied. Nach Weihnachten ist es dann wieder schlimm genug, sie melden sich wieder an, gehen wieder drei Wochen fleißig hin …
Kaum lässt der Schmerz nach …
Erst wenn das Bäuchlein wirklich stört, legen sie los. Wenn die Schmerzen schlimm genug sind, dann fangen sie an, sich regelmäßig zu bewegen. Und kaum lässt der Schmerz nach, kaum sind die ersten Pfunde dahingeschmolzen, ist es vorbei mit der hohen Motivation, ist es nicht mehr schlimm genug und die alten Gewohnheiten schleichen sich schnell wieder ein.
Damit genau dieser Effekt nicht eintritt, muss ich ihn erst einmal verstanden haben. Ansonsten lande ich schnell in der Selbstabwertung, beschimpfe mich, halte mich für unfähig, für blöd, für was auch immer. Was das Problem nur verstärkt und keinesfalls löst. Wenn ich verstanden habe, dass meine Motivation bald nachlässt, wenn sich erste Erfolge einstellen, dann brauche ich Strategien, die mich bei der Stange halten.
Feste Gewohnheiten
Am besten funktionieren feste Gewohnheiten, idealerweise kombiniert zum Beispiel damit, dass ich mich mit anderen zusammenschließe. Wenn Zuverlässigkeit mir wichtig ist, dann reicht ein „weg von“ unzuverlässig aus, auch wenn vielleicht die Anfangsmotivation nicht mehr ganz so stark ist.
Oder ich suche mir Menschen, denen ich regelmäßig Rede und Antwort stehe, sodass ein „weg von“ peinlichem Zugeben, dass ich nichts gemacht habe, mich bei der Stange hält. Kürzlich hatte ich im Coaching eine Klientin, die gern regelmäßig Spanisch lernen wollte. Aber irgendwie fehlte der Antrieb. Schnell stellte sich heraus, dass sie stark “weg von” motiviert ist. Das Ziel allein, sich vor Ort souverän unterhalten zu können, reichte als Motivation nicht aus. Sie kam dann selbst auf die Lösung: Sie hat sich zu einer Spanischprüfung angemeldet. Und da für sie durch die Prüfung fallen keine Option ist, war die starke “weg von” Motivation sofort gegeben und sie legte los.
Außerem sollte ich mir als „weg von“ motivierter Mensch immer, wenn ich mal wieder dabei bin, von etwas wegzulaufen, die Frage stellen: Was wünschst du dir stattdessen? Ansonsten führt das ständige Davonlaufen zu einem ziemlichen Zickzackkurs im Leben.
Offenes Ohr für Probleme Fehlanzeige
Menschen, die eher durch Ziele und Visionen motiviert sind, haben andere Herausforderungen zu berücksichtigen. Manche starten gern voller Begeisterung und unterschätzen dabei, dass es Risiken, Probleme oder Hindernisse geben könnte.
Ich habe vor Jahren mal mit einem Kollegen zusammen gearbeitet, der ein Seminar mit mir als Trainerin verkauft hat und auch gleich mal eben den Ankündigungstext veröffentlicht hat, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich womöglich gern einbezogen worden wäre. Ein hinzu motivierter Verlobter wird mal eben seine Vision einer perfekten Hochzeitsreise planen und buchen – und eventuell sehr erstaunt sein, wenn die Braut nicht nur begeistert reagiert.
Hinzu motivierte Chefs können sehr anstrengend sein, weil sie kein offenes Ohr für Probleme oder Hindernisse bei der Umsetzung ihrer hochfliegenden Visionen haben. Sie möchten am liebsten nur Erfolgsmeldungen hören.
Im Team unschlagbar
Das heißt sehr „hin zu“ motivierte Menschen sollten unbedingt darauf achten, auch mögliche Hindernisse und Hürden auf dem Weg zu ihren Zielen zu berücksichtigen. Idealerweise haben sie „weg vons“ im Team, die ihnen entweder die Hürden beseitigen oder sie zumindest darauf aufmerksam machen.
Und? Hast du dich oder andere Menschen in deinem Umfeld wiedererkannt? Was für ein Motivationstyp bist du?
Die Autorin: Ingrid Huttary, NLP-Lehrtrainerin und NLP-LehrcoachWärst du gern nachhaltig motiviert, um Probleme zu lösen oder Ziele zu erreichen? Dann melde dich bei mir und hol dir ein unterstützendes Coaching. Vielleicht bin ich ja genau die Richtige, um dich aus dem Drama des (Ver)zweifelns zur konstruktiven Veränderung zu begleiten. Live in Berlin oder via Zoom. |
Pingback:Wie du deine Handlungskompetenz steigerst – geschafft
Pingback:Wie du deine Handlungskompetenz steigerst - Offene Horizonte, NLP and more
Pingback:Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens und NLP - Offene Horizonte, NLP and more
Pingback:Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens und NLP - Ingrid Huttary