Es gibt nur Lösungen mit Preis

Preisschild mit Weihnachssternen - es gibt nur Lösungen mit Preis

Letzte Woche haben wir im Seminar „Work-Life-Balance im Homeoffice“ viel darüber gesprochen, dass es nur Lösungen mit Preis gibt. Und dass es gar nicht so leicht ist, die eigenen Ansprüche an sich selbst zu reduzieren.

Die ideale Lösung gibt es nicht

Natürlich wäre es schön, wenn es die ideale Lösung gäbe. Ich werde allem und jedem gerecht, bin die liebevolle Mutter, die aufregende Partnerin, die stets hilfsbereite Kollegin und schaffe mühelos meine eigene Arbeit, obwohl ich zusätzlich noch die Zuarbeit meiner Kollegin überarbeite.

Oder: ich habe genug Zeit für mich selbst, kann in aller Ruhe mit den Kindern Plätzchen backen, treffe mich entspannt mit allen Freunden, die jetzt in der Vorweihnachtszeit noch an mich denken und nehme mir voller Freude natürlich auch noch Zeit für die Schwiegereltern. Nebenbei wuppe ich entspannt den Job und den Haushalt.

Was wünschst du dir wirklich?

Die Realität sieht meist anders aus. Weil realistisch betrachtet die Zeit und die Energie nun mal nicht für alles reichen, was andere sich von mir wünschen und was ich mir selbst wünsche. Da greift dann eben die Einsicht: es gibt nur Lösungen mit Preis. Und dann stellt sich eben die Frage: Möchte ich den Erwartungen der anderen gerecht werden? Sodass ich dann eben keine Zeit mehr für mich selbst habe oder auch weniger Zeit mit den Kindern verbringe. Oder nehme ich mir die Zeit für mich und riskiere es, dass andere – die Schwiegereltern, die Kolleg:innen, die Freunde – nicht nur verständnisvoll reagieren. Was ist mir gerade wichtiger?

Wenn ich – wie eh und je – zu meinen Eltern fahre, freut sich vielleicht meine Oma. Und sicher freuen sich auch meine Eltern. Aber ich selbst bin vielleicht genervt. Weil ich zwar meine Verwandten gerne mag, aber gerade doch lieber mal gemütlich auf dem Sofa in meiner eigenen Wohnung sitzen würde, statt zunehmend runder von Essen zu Essen zu kugeln.

Lass deine Sehnsuchtsziele los

Es ist mir in meinen Seminaren, egal ob es um Resilienz geht oder um Work-Life-Balance oder um Stressmanagement ein wichtiges Anliegen, dass meine Teilnehmenden diese Erkenntnis für sich mitnehmen: Es gibt nur Lösungen mit Preis. Solange wir das Sehnsuchtsziel verfolgen, allen und allem gerecht zu werden, können wir nur scheitern. Siehe dazu auch meinen Artikel zur Überforderung. Das heißt nicht, dass ich die Sehnsucht danach, dass doch alles möglich sein möge, nicht verstehe. Klar wäre es schön, wenn ich perfekt gestylt und frisiert, jederzeit gut gelaunt und energiegeladen allen Aufgaben voller Freude und Leichtigkeit gerecht werden könnte. Und natürlich auch noch Zeit für mich, meinen Sport und meine Bedürfnisse hätte. Aber es ist leider nicht realistisch.

Geh liebevoller mit dir selbst um

Es geht mir nicht darum, dass alle, die sich bewusst machen, dass es nur Lösungen mit Preis gibt, nun zu Egoisten werden, die sich nur noch um sich selbst kümmern. Denn auch dafür zahle ich dann einen Preis. Vielmehr ist mein Anliegen, dass meine Teilnehmerinnen lernen, den Anspruch an sich selbst liebevoller und realistischer zu gestalten und mehr und mehr loszulassen. Denn, wenn ich mich dafür entscheide, dass mir gerade meine Kinder wichtiger sind, als mein Sport, dann ist das auch ok. Solange ich mich nicht immer nur aufopfere und mich immer nur dafür entscheide, den Bedürfnissen der anderen gerecht zu werden und meine eigenen hintenan zu stellen.

Sei mit vollem Herzen dabei

Und wenn ich mich für die Zeit mit den Kindern entscheide, dann am besten aus vollem Herzen. Indem ich akzeptiere, dass ich dann etwas anderes nicht schaffe. Denn wenn ich dann physisch bei den Kindern bin, gedanklich aber bei der Arbeit oder bei dem, was ich dadurch nicht schaffe, ist niemandem gedient. Und ja, ich weiß, dass es leichter gesagt als getan ist, präsent bei dem zu sein, wofür ich mich entschieden habe. Es braucht Übung. Doch je mehr ich übe, umso besser gelingt es mir. Und es lohnt sich, mehr das Hier und Jetzt zu genießen und weniger zu bedauern, was dadurch alles nicht geht.

Löse dich von alten Zöpfen

Um mehr von dem zu schaffen, was uns gut tut, hilft es oft, sich zu lösen, von dem, was uns unsere Eltern und Großeltern mitgegeben haben. Auch darüber haben wir letzte Woche gesprochen. Nur weil meine Mutter immer das Haus bis in die letzte Ecke geschrubbt hat, bevor Besuch kam, muss ich das nicht so weitermachen. Und damit dann womöglich meine Kinder drangsalieren und ihnen auch mitgeben, dass Besuch zu empfangen etwas furchtbar Anstrengendes ist. Manchmal kann der Preis für die Lösung auch der sein, dass ich mich von überzogenen Ansprüchen löse. Ein Preis, der viel Freiheit beinhaltet.

Wie sehen deine Lösungen aus, um gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit mehr Ruhe und Besinnlichkeit zu erleben, statt Hektik und Stress? Und welchen Preis bist du bereit zu zahlen?

Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance

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