Wie gehst du mit deiner Zeit um?

Zeit - Frau mit vielen Armen und Gegenständen

Der Selbstoptimierungswahn

Neulich habe ich bei einer Kollegin einen Blogartikel gelesen, der, wie bei vielen anderen auch, all die Aktivitäten, die nicht unmittelbar produktiv sind, regelrecht verteufelte. Während des Lesens habe ich gemerkt, wie sehr mich dieser exzessive Selbstoptimierungswahn nervt. Meist kommt er auch noch daher mit einer tendenziell vorwurfsvollen Haltung. Wie du eine Stunde verlierst und damit deinen Erfolg. Womit vertrödelst du deine Zeit?

Sinnvolle Strategien, um Zeit gut zu nutzen

Ich selbst bin Trainerin für Zeit- und Selbstmanagement und ich finde es absolut sinnvoll, sich Strategien anzueignen, um produktiv und zielorientiert zu arbeiten. UND ich finde es sinnvoll, auch mal Zeit zu vertrödeln. Ich kann bei mir selbst schön beobachten, wann meine Konzentrationsfähigkeit nachlässt und wann ich anfange, herumzutrödeln.

Die Schar der Selbstoptimierer würde mir dann vermutlich zugestehen, dass ich jetzt meditiere oder joggen gehe oder Yoga mache. Aber doch nicht, dass ich sinnlos ein bisschen surfe oder gar auf der Couch liege und döse. Was für eine Zeitverschwendung.

Die Dosis macht das Gift

Ich möchte heute mal eine Lanze brechen fürs Dösen, Herumtrödeln, Fernsehen oder Netflix schauen und all die anderen gern verteufelten Aktivitäten. Denn meines Erachtens gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Es geht mir nicht darum, Faulenzen als alleinigen Glücksbringer darzustellen. Im Gegenteil. Wie ich in meinem Artikel „Macher oder Konsument“ dargelegt habe, wird das süße Nichtstun von vielen Menschen völlig überbewertet. Das ist dann das Gegenteil des Selbstoptimierungsgedankens. Da wird fleißig Lotto gespielt, damit man dann ewig in der Sonne liegen kann.

Der Parasympathikus

Meines Erachtens braucht es eine gesunde Mischung. Herumtrödeln aktiviert meinen Parasympathikus. die Komponente meines vegetativen Nervensystems, die für Regeneration und Entspannung sorgt. Sein Gegenspieler, der Sympathikus lässt mich aktiv und produktiv sein, oft mehr oder weniger unter Stress.

Außerdem ist der Parasympathikus für unsere Kreativität zuständig. Und gerade um erfolgreich zu sein, braucht es neben Produktivität auch den Zugang zur eigenen Kreativität. Vermutlich stimmt es auch, dass Meditation, bei den Menschen, die sie mögen, den Parasympathikus noch viel besser aktiviert als Fernsehen. Ich habe aber immer wieder in meinen Seminaren auch Menschen, die keine Freude am Meditieren entwickeln.

Nicht alles passt für jeden

Deswegen rege ich in meinen Lebensbalance-Seminaren an, dass meine Teilnehmer*innen sich damit beschäftigen. Was entspannt mich? Und wann brauche ich was? Denn – wie immer – passt eben nicht alles für jeden. Und die pauschale Verdammung von scheinbar sinnloser Zeitverschwendung ignoriert dies meines Erachtens.

Ich selbst habe an anderer Stelle ja auch schon mal geschrieben, dass ich „waste of time“, wo möglich, eliminieren oder umwandeln würde. Das war allerdings in Abgrenzung zu „quality time“ und „need to be done“. Und hier bezog sich der „waste of time“ auf alles, was negative Gefühle auslöst.

Erst einmal sich selbst beobachten

Ich würde also, bevor ich anfange mich selbst zu optimieren, erst einmal in die Selbstbeobachtung gehen. Was tue ich wann? Und welche positive Absicht verfolge ich damit? Und ganz wichtig: erreiche ich diese positive Absicht auch damit.

Maja Storch schreibt in ihrem Buch über die „Mañana-Kompetenz“, dass sie schon Menschen erlebt hat, die morgens extra um 5 Uhr statt um 6 Uhr aufstehen, damit sie noch eine Yogaeinheit zur Entspannung unterbringen in ihrem vollgepfropften Tag. Das geht dann aber schnell mal nach hinten los, wenn diese Yogaeinheit nur noch zusätzlichen Stress produziert.

Zeit als wertvolles Gut

Mein Fazit: Auch ich halte Zeit für ein wertvolles Gut und ich finde es sehr sinnvoll, immer mal wieder zu überprüfen: Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Ich halte jedoch nichts von der weit verbreiteten pauschalen Verurteilung von scheinbar sinnlosen, weil unproduktiven Aktivitäten. Wenn die „blöde“ Serie dich entspannt, gönn sie dir ohne schlechtes Gewissen. Achte nur sorgsam darauf, wann der Konsum dir nicht mehr gut tut und mal wieder Zeit ist für produktive Aktivitäten.

Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance

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2 Comments

  1. Claudia Stahl 15/01/2021at19:43

    jaaaaa, wieder hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen! der Perfektionswahn ist mühsam! – typisch österreichische Bemerkung -ich brauche es, mal ganz loszulassen, erst dnn gehts wieder mit Elan weiter! der Text für mein neues Buch “Seelenräume entdecken” ist fertig – da gehts übrigens auch um solche Hinweise, kleine feine Momente, die keineswegs effizient sein müssen! sei umarmt, in Dankbarkeit Deine Claudia

    Reply
    1. Benutzer-Avatar Ingrid Huttary 18/01/2021at11:31

      Liebe Claudia, Glückwunsch!! Wie schön, dass es nun auch mit deinem zweiten Buch gut voran geht. Es wird bestimmt auch wieder ein echtes Schmuckstück. Danke dir sehr für dein Feedback, freut mich, wenn wir da auf einer Wellenlänge sind.
      Liebe Grüße
      Ingrid

      Reply

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