Die Tücken der Wahrnehmung

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Was wir von Mona lernen können – die Tücken der Wahrnehmung

Manchmal machen wir uns selbst das Leben schwer und sitzen unserer eigenen verzerrten Wahrnehmung auf. So erging es Mona, einer Teilnehmerin von mir. Mona wollte ganz viel Gutes für sich erreichen und hatte sich  deswegen gleich zwei Ziele auf einmal gesetzt. Eines davon war, abends „pünktlich“ spätestens um Mitternacht im Bett zu sein, damit sie morgens um 7 Uhr ausgeschlafen aufstehen kann, um den Vormittag effektiv zu nutzen. Das zweite Ziel war, Ordnung zu schaffen. Bereits nach kurzer Zeit schrieb sie mir, dass sie es zwar schaffe, das Thema Ordnung strukturiert anzugehen, aber abends pünktlich ins Bett zu gehen, gelinge ihr nicht und deshalb fühle sie sich schlecht, weil sie das Gefühl habe, zu versagen.

Ich greife das Beispiel von Mona (Name aus Gründen der Diskretion geändert) hier auf, weil es so schön illustriert, wie wir uns das Leben schwer machen können.

Weniger ist mehr

Wenn es darum geht, neue Gewohnheiten zu etablieren, empfehle ich, grundsätzlich erst einmal mit einer Gewohnheit anzufangen. Ich kann zwar das Bedürfnis gut nachvollziehen, ganz viel auf einmal zu wollen, wenn ich denn schon mal anfange, mein Leben zu ändern. Allerdings ist das Risiko zu Scheitern enorm groß, wenn ich mir zu viel auf einmal vornehme. So erging es Mona auch. Sie wollte zwei Dinge auf einmal und manövrierte sich in ein Gefühl des Scheiterns. Was doppelt schade war.

Sich selbst Verzeihen

Zum einen ist es, gerade wenn uns etwas nicht ganz so gelingt, wie wir es uns vorgenommen haben, enorm wichtig, uns selbst zu verzeihen. Weil dieses Sich-Selbst-Verzeihen-Können wichtig ist für die Stärkung des Selbstvertrauens für unsere Projekte. Nicht umsonst zählt in der Forschung das Sich-Selbst-Verzeihen zu einer der wichtigsten Zutaten zur Willenskraft, denn wer sich selbst kasteit und beschimpft, bringt sich in einen schlechten Zustand und schwächt so die eigene Willenskraft. Wenn ich trotz guter Vorsätze Schokolade genascht habe und dann noch wütend auf mich selbst bin, verdopple ich quasi den negativen Effekt: die Schokolade haut rein und das schlechte Gewissen schwächt meine Willenskraft, um der nächsten Versuchung zu widerstehen.

Tücken der Wahrnehmung – unsere biologische Voreinstellung

Zum anderen war sie nicht einmal auf ganzer Linie gescheitert. Das zweite Ziel setzte sie ja um. Doch statt sich am Erfolg des einen erreichten Ziels zu freuen, quälte sie sich mit Selbstvorwürfen wegen des Scheiterns am anderen. Das heißt, durch die doppelte Zielsetzung nahm sie sich selbst das Erfolgserlebnis. Mona ist in der Hinsicht beileibe kein Einzelfall. Im Gegenteil. Es liegt dummerweise in der Natur des Menschen, unangenehme Gefühle und negative Ereignisse stärker wahrzunehmen als Angenehmes.

Zu diesem Phänomen gibt es etliche Studien – ein Beispiel: Wenn wir 50,- € verlieren ist die negative Emotion stärker als wenn wir 50,- € gewinnen. Ärger und Niedergeschlagenheit über Dinge, die uns nicht gelingen, empfinden wir leider erheblich schneller und heftiger als Freude über Erfolge. Diese Voreinstellung hat sich langfristig betrachtet bewährt. Überleben kommt vor Lustgewinn. Wir sind die Nachfahren derer, die Gefahren ernst genommen haben und eben nicht die Nachfahren derer, die lieber weiter am Gänseblümchen geschnuppert haben, statt vor dem Säbelzahntiger zu flüchten. Diese sagen wir mal „biologische Voreinstellung“ führt auch bis heute dazu, dass wir ziemlich risikoscheu sind. Und unser Gehirn alle möglichen negativen Szenen entwirft, um uns vor Abenteuern zu bewahren. Die meisten Menschen haben in ihrem Leben deutlich mehr imaginäre Gefahren erlebt, als echte – zumindest hier im behüteten Deutschland.

Den Fokus ausrichten

Nach meiner Erfahrung hilft gegen diese Voreinstellung nur permanentes Gegensteuern. Immer wieder die Aufmerksamkeit auf die großen und kleinen erfreulichen Ereignisse richten. Und deswegen ist es auch sehr viel schlauer, sich weniger vorzunehmen, das dann aber konsequent voranzutreiben und dabei die großen und kleinen Schritte, Ergebnisse und Erfolge in den Fokus der eigenen Aufmerksamkeit zu holen – immer und immer wieder.

Kommt dir Monas Erfahrung bekannt vor? Wie gehst du mit dir um, wenn dir etwas nicht auf Anhieb gelingt?

Die Autorin: Ingrid Huttary, Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance

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6 Comments

  1. Angelika 07/04/2016at10:23

    Super, das Thema, vielen Dank Ingrid, das passt prima zu meiner jetzigen Lebenssituation. Ich freue mich auf neue Themen.

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  2. Ingrid Huttary 08/04/2016at6:49

    Liebe Angelika, vielen Dank. Freut mich, wenn meine Texte dich unterstützen. Liebe Grüße Ingrid

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  3. Pingback:Advent, Advent, 22. Türchen - geschafft

  4. Ute Strauß 28/02/2019at9:23

    Liebe Ingrid, vielen Dank für Deinen Artikel, er kommt mir auch gerade recht. Besonders der Punkt des Selbst- Verzeihens. Ein mir wichtiger Aspekt war darin, dass die Willenskraft geschwächt wird, jetzt macht das sich selbst verzeihen auch noch mehr Sinn.
    Vielen Dank dafür.
    Herzlichst Ute

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    1. Ingrid Huttary 28/02/2019at11:42

      Liebe Ute, dann wünsche ich dir viele gute Gefühle beim Dir-Selbst-Verzeihen.
      Liebe Grüße Ingrid

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  5. Pingback:Fake it till you make it - Coaching für (Selbst)Führung und Balance

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