Deinen Frieden machen
Verzeihen ist gesund. Denn: vorbei ist vorbei. Was vergangen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Klingt nach einer Binsenweisheit. Und doch fällt es vielen Menschen sehr schwer, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Es scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein, Recht zu haben. Und wenn ich einfach so verzeihe, dann ist das ja so, als würde ich dem anderen Recht geben in dem, was er mir angetan hat.
Lass die Vergangenheit ruhen
Dabei ist es im Grunde klar, dass es nichts hilft, seine Energien auf die Vergangenheit zu verwenden, um Menschen böse zu sein oder sie zu verfluchen. Es ist nicht nur nutzlos und fruchtlos, es macht auch noch die Gegenwart schwieriger und düsterer. Auch wenn du noch so Recht hast.
Aus den Anti-Ärger-Strategien
Doch dieser erste Schritt fällt oft schwer: einzusehen, dass du dir nur selbst schadest, mit deiner Rechthaberei, mit dem Festhalten daran, dass du nicht verzeihen kannst oder willst. Eine Zeitlang habe ich mir immer mal wieder den sehr sehenswerten Vortrag von Vera F. Birkenbihl angesehen zu ihren Anti-Ärger-Strategien. Darin berichtet sie von einem Onkel, der ein Leben lang immer wieder dieselbe Geschichte erzählte, wie ihm Unrecht geschehen war. Und dieser Onkel ist kein Einzelfall.
Wie eine kaputte Schallplatte
Die weit über 80-jährige Schwiegermutter einer guten Freundin erzählt ihr jedes Mal, wenn sie sich treffen, eine Geschichte aus ihrer Zeit als Lehrmädchen: Ihr Lehrmeister hatte, um ihre Ehrlichkeit zu testen, absichtlich Geld so hingelegt, dass sie hätte denken können, er merkt es nicht, wenn sie es einsteckt. Jedes Mal, wenn sie die Geschichte erzählt, ist sie wieder ehrlich empört, ob dieser Unverschämtheit, sie so auf die Probe zu stellen. Sie hat noch ein paar weitere Geschichten auf Lager, in denen ihr Unrecht geschah und erlebt auf die Art und Weise in ihren eigenen Erzählungen Tag für Tag wieder und wieder, wie schlecht und ungerecht die Menschen zu ihr sind.
Wenn doch das Unrecht so groß war
Dieser Onkel und diese Schwiegermutter haben noch nie darüber nachgedacht, dass es ihnen vielleicht besser gehen würde, wenn sie die alten Geschichten einfach ruhen lassen und vergeben und vergessen. Andere Menschen haben vielleicht schon darüber nachgedacht, dass es ihnen gut tun könnte, zu verzeihen. Aber es gelingt ihnen nicht. Weil ihrem Empfinden nach das Unrecht so groß war, dass Verzeihen scheinbar gegen das eigene Wertesystem verstoßen würde.
Wer trägt die Bürde?
Das Perfide an dieser unnachgiebigen Haltung ist, dass wir uns immer selbst damit schaden, auch wenn wir noch so sehr moralisch im Recht sind. Wenn ich dem Vater, der geschlagen hat, der Mutter, die mich ausgelacht hat, dem Onkel, der sich an mir vergriffen hat, dem Chef, der mir nicht vertraut hat, nicht verzeihe, dann bleibt zwischen uns ein unsichtbares, aber belastendes Band bestehen. Die unverzeihliche Handlung bleibt Bürde und zwar für mich, nicht für den, der sie verübt hat.
Gerade bei nicht allzu großen „Untaten“ ist es gar nicht so selten, dass der „Täter“ sich gar nicht erinnert oder nicht einmal bemerkt hat, wie verletzend sein Handeln war, während das „Opfer“ den Stachel im Fleisch durch sein Nicht-Verzeihen hegt und pflegt.
heimlich Verzeihen
Deswegen finde ich einen Satz von Vera F. Birkenbihl ungemein witzig und weise zugleich: Du kannst auch ganz perfide heimlich verzeihen! Der andere muss gar nichts davon erfahren. Mit NLP-Methoden kann ich dieses „heimliche Verzeihen“ zum Beispiel mit den klassischen drei Positionen erreichen oder mit dem Re-Imprint oder mit Submodalitätenarbeit.
Denn es ist oft gar nicht so einfach, das Gefühl des Grolls wirklich loszulassen, selbst wenn ich verstanden habe, dass es mir nicht gut tut. Ich gebe zu, dass ich auch an mir selbst manchmal beoabachte, dass ich mich im Alltag in negative Gedankenspiralen begebe. Je näher mir die Person steht, deren Verhalten mich verletzt hat, umso schwerer fällt es mir dann manchmal, das negative Gefühl loszulassen. Was dann oft hilft, ist möglichst oft die inneren Bilder und den inneren Dialog wieder auf das zu lenken, was wir Schönes mit der Person erlebt haben, auf die wir gerade wütend sind.
Bei Vera F. Birkenbihl rangiert das Verzeihen unter den gesundmachendsten Gefühlen ganz weit oben auf Rang zwei. Also: Wem grollst du noch? Und wie kannst du heute einen ersten Schritt tun, um zu verzeihen?
Die Autorin: Ingrid Huttary, Mindset-Expertin für souveräne Führung und gesunde Lebensbalance
|
Hallo Ingrid, genau so ist es und dazu passt auch sehr gut, was Konfuzius einst sagte: „ Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und zu erwarten, dass der andere stirbt.“
Liebe Kirsten,
tolles Zitat. Das hatte ich irgendwann mal gehört und wieder vergessen. Danke fürs Teilen!
Herzliche Grüße
Ingrid