Zu viel auf einmal wollen
Passend zu den guten Vorsätzen und den neuen Gewohnheiten greife ich heute ein weit verbreitetes Phänomen auf: den Wunsch nach zu viel auf einmal. Vor einiger Zeit habe ich mal eine kleine Umfrage zum Thema Veränderung gestartet mit den folgenden Fragen:
- Was sind die Dinge, die du eigentlich tun solltest oder im Grunde gern tätest, die du aber bisher nicht dauerhaft eingebaut bekommst?
- Was würdest du gern (mehr) in dein Leben integrieren?
- An welcher dauerhaften Verhaltensänderung scheiterst du bisher?
Alle, die meine Fragen beantwortet haben, hatten gleich eine ganze Liste. Das ist auch mal wieder so etwas zutiefst typisch Menschliches. Wenn ich schon mal dabei bin, etwas zu verändern, dann aber richtig.
Radikale Veränderung kann funktionieren
Manchmal funktioniert radikale Veränderung auch gut. Wenn ich sowieso einen neuen Job anfange und dafür vielleicht auch umziehe, dann kann ich auch gleich noch ein paar andere Dinge mitändern – Ernährung umstellen, neuer Sport, neue Hobbies.
Eine neue Umgebung hilft
In einer neuen Umgebung mit neuen Rahmenbedingungen stehen die Chancen auch gar nicht schlecht. Weil hier die alten Automatismen, die alten Gewohnheiten noch nicht wieder etabliert sind. Letztes Jahr im Seminar hat daraufhin ein Teilnehmer auch gleich beschlossen, dass er im Zuge seines Umzugs dann auch sofort anfängt mit dem regelmäßigen Sport. Seine Chancen stehen gut, dass es klappt, wenn er den neuen Wohnort und den regelmäßigen Sport aneinander koppelt und damit als zusammengehörig in seinem Unbewussten verankert.
Krisen lösen Veränderung aus
Ein anderer Anlass für radikale Veränderung sind Krisen. Krankheit, Trennung, Jobverlust oder der plötzliche Tod eines geliebten Menschen. Das kann uns schon Mal so schwer erschüttern, dass wir ganz viel auf einmal in Frage stellen. Aber das möchte ich jetzt niemandem wünschen, nur damit radikale Veränderung gelingt.
Und häufig umzuziehen, hilft zwar dabei Ballast abzuwerfen oder erst gar nicht zu sammeln, hält flexibel und unterstützt es, sich selbst immer wieder neu zu erfinden. Aber auch wenn digitales Nomadentum gerade „in“ ist, scheint es mir auch nicht der ideale Weg für die meisten Menschen zu sein. In meinen Seminaren waren immer mal wieder junge Frauen dabei, die jahrelang viel gereist waren und sich nun sehr danach sehnten, wieder irgendwo anzukommen.
Veränderung in kleinen Schritten
Insofern plädiere ich dafür, Veränderung etwas gemächlicher anzugehen. In kleinen, möglichst einfachen, schmerzfreien Schritten. Eine Veränderung nach der anderen. Erst das eine Verhalten und wenn das fest verankert ist, das nächste. Und jede Veränderung so anzugehen, dass sie möglichst wenig inneren Widerstand auslöst. Dafür aber positive Emotionen hervorruft – zumindest mit der Zeit.
Zu hohe Hürden
Zu den guten Vorsätzen habe ich ja schon geschrieben, dass zu hohe Hürden einer der Faktoren sind, woran Vorhaben oft scheitern. Hohe Hürden sind im Grunde eine Variation von „zu viel auf einmal wollen“. Ich begnüge mich nicht damit, erst einmal klein anzufangen, sondern ich möchte es, wenn schon, dann aber richtig. Und mache es mir damit schwer, überhaupt loszulegen.
Zwei Klassiker
Mir fallen dazu spontan zwei Klassiker ein: regelmäßig laufen und aufräumen. Ich kenne viele Menschen, die sich vornehmen, regelmäßig laufen zu gehen. Aber wenn schon, dann richtig, also mindestens 30 bis 45 Minuten 3 bis 4 Mal die Woche. Das sind dann gleich zweieinhalb Stunden die Woche. Die wollen untergebracht sein. Außerdem sind 30 bis 45 Minuten für einen Anfänger viel zu lang. Das schaffe ich vielleicht einmal, bin danach dann aber so fertig, dass es ganz sicher keine positiven Emotionen auslöst und ich beim zweiten Mal lieber daheim bleibe.
Da geht mir dann gleich doppelt die Puste aus – physische und emotional. Und ohne gute Gefühle ist die Motivation ratzfatz im Keller.
Die Variante beim Aufräumen ist die, dass ich die Latte mal schön hoch lege. Wenn ich aufräume, dann aber bitte richtig und gründlich – alle Schränke und Schubladen und den Keller am besten auch gleich. Wenn ich mir dann vorstelle, wie viel Arbeit das ist und wie lange ich dafür brauchen werde, dann fange ich doch lieber gar nicht erst an.
Wie ist es bei dir? Wo stehst du dir selbst im Weg und willst zu viel auf einmal?
Die Autorin: Ingrid Huttary, Coach für Selbstwirksamkeit und Lebensfreude
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Hallo Ingrid,
stimmt, Umzüge können super sein für größere Veränderungen. Ich habe vor 5 Jahren “vergessen”, dass ich rauche, nachdem ich umgezogen war. Der Versuch ein paar Tage vorher, es aufzugeben, war gescheitert. Und plötzlich, in der neuen Umgebung, habe ich 3 Wochen lang nicht mal dran gedacht, bis es mir auffiel 😀
Allerdings denke ich auch, dass man so viel umziehen kann, wie man will – man nimmt sich ja selbst mit. Von daher ist es noch keine Geling-Garantie.
Und wie du sagst, es ist auch schön, mal anzukommen.
Also tun wir es Schritt für Schritt.
Liebe Grüße
Merve
Liebe Merve, wie cool. Rauchen aufhoeren, nur mit Umzug! Und ja, natuerlich nehmen wir uns immer mit. Es braucht halt eine Mischung aus verschiedenen Strategien und Umständen. Liebe Grüsse Ingrid
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Ein Artikel vom Januar 2020, der im Februar 2017 bereits kommentiert wurde? Sieht man auch nicht alle Tage 😉
Meine Erfahrung ist die, dass der Umfang des Vorgenommenen sehr von der Person abhängt. Bei manchen ist schon viel erreicht, wenn sie beginnen, regelmäßig ein bisschen zu machen. Zum Beispiel Süßkram nur mehr einmal im Monat und in Maßen. Andere brauchen die volle Dröhnung, um das Gefühl zu haben, überhaupt begonnen zu haben.
Nach einer langen Winterpause ist bei mir die erste Wanderung auch mal zum Einlaufen.
Aber danach dürfen es wieder die volle Länge und die vollen Höhenmeter sein.
Beste Grüße
Patrick Jobst
Lieber Patrick,
hihi, ja ich gebe zu, dass ich bei hohem Arbeitsaufkommen Artikel neu einstelle 😉 . Klar hängt jede Strategie von dem ab, der sie anwendet. Wenn du nur im Winter pausiert hast, kommt dein Körper natürlich recht schnell wieder auf Touren. Wer aber quasi bei Null anfängt, tut sich selbst keinen Gefallen, wenn er gleich Höchstleistung erwartet. Da ist dann weniger mehr.
Das Risiko bei der “vollen Dröhnung” ist halt, dass sie schnell überfordert und damit oft der Rückfall in alte Gewohnheiten einhergeht.
Liebe Grüße Ingrid
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